Februar 

29.2.2008 

Kinder an Bord

"Kinder an Bord - wie geht das?"
Eine Frage, die ich mir immer wieder gestellt hatte, wenn ich Langzeitsegler mit schulpflichtigen Kindern sah.
Inzwischen habe ich Helen kennengelernt, Mutter der 7-jährigen "Tiger", die mir erzählt, wie sie das meistert.
Es gibt im Moment 7 schulpflichtige Kinder aus aller Herren Länder hier in der Marina und die Eltern teilen sich die Lehrstunden untereinander auf.
Der Unterricht beginnt täglich um 7:30 und wird nach englischem Lehrplan abgehalten, den sich die Eltern entweder übers Internet abrufen oder von zu Hause schicken lassen. Wenn man bedenkt, dass zu Hause oft bis zu 30 Kinder in einer Klasse sitzen, kann man sich vorstellen, wie sehr die Kinder von diesem Unterricht in Kleinstgruppen profitieren und dass natürlich wesentlich weniger "Schulstunden" notwendig sind.

Und dann gibt es noch den besonderen Vorteil, dass die Eltern sich natürlich viel mehr Zeit für ihre Sprösslinge nehmen können und so gibt es zB abends Ausflüge unter freiem Himmelszelt unter dem Decknamen "Sternenkunde" oder Deutschunterricht in Form eines Spielenachmittags auf einem deutschen Nachbarschiff. Physik heisst es, wenn Papa Amperestunden und Watt beim Stromverbrauch erklärt, Musik, wenn eine französische Einhandseglerin am frühen Abend ein Klavierkonzert in der Marinabar gibt und so werden viele Lehrstunden einfach ins täglichen Leben integriert.
Selbst wenn im Sommer wieder jeder seiner Wege zieht und keine Gruppen mehr gemeinsam unterrichtet werden, gibt es mit "Tiger" keine Probleme und ist Helen überzeugt davon, dass ihre Tochter den gleichaltrigen Kindern zu Hause weit voraus ist.
Wenn ich diesen blondgelockten, fröhlichen, unbefangenen Wildfang mit dem Fahrrad den Steg entlang saussen sehe, denke ich mir - schade, dass ich meine Tochter Stephania nicht so aufwachsen lassen konnte....

27.2.08 Frühlingsputz

Stegselger, Langzeitfahrer, Weltumsegler - buntgemischt laufen sie dir hier in dieser Marina in Marmaris im Südwesten der Türkei über den Weg. Gepflegt rasierte Herren mit gebügelten Hemden und Hosen, verwegene Typen mit Dreitagebart, lässigem Polo-Shirt und Jeans und dann gibt es natürlich auch solche, wo man merkt, dass eine Frau auf dem Schiff fehlt :-)

Zur Zeit herrscht reges Leben auf den Schiffen, egal ob an Land oder im Wasser, alle bereiten sich auf die kommende Saison vor.
Frühlingsputz ist angesagt - es wird geschliffen und lackiert, gemessen und gebohrt, geschrubbt und poliert und die meisten Schiffe werden mit einem neuen Equipment ausgestattet. Ob neuer Teppich, neues Beiboot, Davits oder Navigationszubehör - alles wird aufgerüstet.
Die Seekarten (alle Seekarten/Küstenhandbücher für eine Weltumsegelung würden ca. 20.000,-- Euro kosten) kann man hier übrigens äußerst preisgünstig in der Stadt kopieren und die Software wird sowieso meist gratis untereinander ausgetauscht.

Wenn ein Manko in der Bordkasse herrscht, dann ist jetzt die beste Gelegenheit sie wieder aufzufüllen. Hilfe braucht fast jeder und nachdem der Stundenlohn für einen Arbeiter hier in der Marina inzwischen auf EUR 48,-- gestiegen ist, (normalerweise verdient ein Türke durchschnittlich weniger als Eur 2,50,-- in der Stunde!) und keiner diese Preiserhöhung logisch nachvollziehen kann, hat sich in der Marina schnell herumgesprochen, welche Dienstleistungen von den Seglern selbst angeboten werden. Selbst im Marinerestaurant und in der Bar sind die Preise am Wochenende um den 22. Feber teilweise um bis zu 100% gestiegen, was natürlich zur Folge hat, dass das Lokal nun die meiste Zeit leer steht und die Kellner nichts zu tun haben (wieso glauben eigentlich alle, wir Jachties haben einen Geldscheißer???)

Wir Deutschsprachigen boykottieren das auf jeden Fall und kochen entweder an Bord oder fahren in die Stadt, wo man mindestens so gute Qualität zu viel günstigeren Preisen erhält. Oder wir organisieren unsere eigene Grillparty am Strand - jeder bringt Salat und Fleisch und ein paar Getränke mit.
Bei dieser Gelegenheit - ein großes Danke an Hans und Bettina von Pink Panther, die die lustigsten Parties veranstalten und den besten Gin Tonic mixen!


So. 24.2.08 Beldibi-Markt

Markterlebnis

Sonntag, 24.2. Beldibi-Markt

Beldibi-Markt - ein absolutes Muss für mich, selbst heute, nach der gestrigen anstrengenden 13-stündigen Busfahrt von Istanbul hierher.
Der Markt findet jeden Sonntag in Marmaris statt. Er ist wesentlich kleiner als der Markt, der donnerstags in der Nähe vom Busbahnhof aufgebaut ist.
Eigentlich ist er ein Geheimtip und man sieht auch kaum Ausländer hier. Das hat natürlich den Vorteil, dass man nicht feilschen muss und die Preise auch günstiger sind als am "Touristenmarkt".

Herrlich duftet es am Gewürzstand und beim frischen Spinat springt mein Herz höher, aber der absolute Hit ist heute die selbstgemachte Butter und der Ziegenkäse. 4 Stückchen muss ich kosten, bis ich mich entscheiden darf...
Die Anbieter sind nicht aufdringlich - eher zurückhaltend und höflich und das bestärkt mich gleich auch noch einen ADIDAS-Jogger um 25 Lire - umgerechnet 13 Euro zu kaufen (ob der wohl echt ist?!)

Vollbepackt sind auch Imke und Uli, unsere Freunde von der Segeljacht "Gerd´s Eiland" mit denen ich gemeinsam den 2 stündigen Fußmarsch bei herrlichstem Wetter hierhergemacht habe, und ein wenig erschöpft lassen wir uns auf die Plastikstühlchen im Teeladen fallen, um herrlichen türkischen Cai zu genießen.
Ich liebe solche Tage!

20. Februar Istanbul

17 Millionen Einwohner und die einzige Stadt der Welt, die sich über 2 Kontinente erstreckt!
Schmelztigel zwischen Orient und Okzitent - Istanbul.
Auf der einen Seite die Altstadt wie in 1001 Nacht, die Moscheen mit ihren Minaretts, die Paläste am Bosporus, der grosse Bazar und die Frauen mit ihren Kopftüchern - auf der anderen Seite abertausende Touristen aus aller Herren Länder, Inder, Chinesen, Europäer und Amerikaner mit Fotoapparaten bewaffnet hektisch auf dem Weg von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten.
Kaum ein Laden, an dem man vorbeikommt ohne angequatscht zu werden, jeder will dir was verkaufen - "kaufen billig", "kaufen billig" manchmal auch "billig kaufen" - dröhnt es an mein Ohr, die Handtasche hab ich fest an mich gepresst, es ist eisig kalt und Schnee liegt noch vom Schneesturm, den es vor 2 Tagen hier gab.
Eigentlich ist das so gar nicht meine Welt, ich sehne mich nach einem warmen Bettchen, heißen Tee, nach Ruhe, Wärme und Vogelgezwitscher und nachdem dies nun schon mein 4. Besuch in Istanbul ist - bin ich bin richtig froh, als Hannes sich nach Besichtigung des TopKapi auch unwohl fühlt und wir den Rest des Tages im Hotel verbringen können.

Die Marina hat einen Ausflug nach Istanbul zur Bootsmesse organisiert und wir wollen dem beiwohnen. 150 Yachties sind angemeldet und auf einige Hotels in der Nähe der Blauen Moschee aufgeteilt. Eigentlich hatten wir die Information, dass das Hotel recht gut sein sollte - wir sind aber maßlos enttäuscht. Ein winziges Zimmerchen, keine Minibar und kein Fernseher - zum Glück aber mit eigenem WC und Bad - und hier verbringe ich die nächsten drei Tage bis zur Abreise mit meinem hoch-fiebernden Hannes. (Ist ja auch kein Wunder bei der Kälte, dass er krank ist).

20.02.2008 Istanbul


Hagia Sofia