25. Dezember 2010
FROHE WEIHNACHTEN ALLEN UNSEREN LESERN!
Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht.
Vom Tannenwalde steigen Düfte
und hauchen durch die Winterlüfte,
Und kerzenhelle wird die Nacht.
Mir ist das Herz so froh erschrocken.
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstille Herrlichkeit.
Ein frommer Zauber hält mich wieder,
Anbetend, staunend muß ich stehn.
Es sinkt auf meine Augenlider
Ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühl's: ein Wunder ist geschehn.
- Theodor Storm -
19. Dezember 2010
Beaufort South Carolina
Wir sind nun doch schon einige Monate in den USA und schön langsam beginnen wir Dialekte aus dem Amerikanischen herauszukennen….zumindest der Südstaatendialekt scheint unverkennbar zu sein. Schon beim Anmelden zur ersten Brücke mussten wir einige Male nachfragen…irgendwie hat man das Gefühl, dass die Leute hier einen Knödel, oder vielmehr ständig einen Burger im Mund haben…..
In Beaufort lernen wir das nette Pärchen Wanda und Ralph kennen. Seit zwei Monaten sind sie stolze Besitzer einer Ketch und nun ebenfalls auf dem Weg nach Florida. Ralph, ein Berufsmusiker, scheint gleich zwei Burger im Mund zu haben und sein leicht angeheiterter Zustand erschwert die Verständigung anfangs noch zunehmend.
Wir treffen uns zum Abendessen in einem Insiderlokal, das winzig klein ist, aber urgemütlich und jeder unterhält sich ganz ungezwungen mit jedem. Nachdem in Beaufort ja Forrest Gump gedreht wurde, müssen natürlich Schrimps gegessen werden, die man hier als wild gefangene Spezialität anbietet und die wirklich sehr gut schmecken.
Ein bisserl irritiert waren wir jedoch von den geographischen Kenntnissen der lieben Abendgäste.
Allesamt waren sie nämlich ziemlich verwundert und überrascht, dass Österreich nicht in Australien liegt und wir keinen Dialekt sprechen, sondern unsere Muttersprache eigentlich Deutsch ist….
Sonnenuntergang im ICW South Carolina
15. Dezember 2010
Charleston - Südstaatenflair….
Ich fühle mich wie Scarlett O`Hara in „Vom Winde verweht“ in dieser ehemaligen aristokratischen Metropole mit den vielen gut erhaltenen Gebäuden aus dem 19. Jhdt., die unwiderstehliches Südstaatenflair ausstrahlen.
Ein Bericht über die reichhaltigen historischen Hintergründe scheint mir unerlässlich, wo doch der Sezessionskrieg hier begann, als das auf einer künstlichen Insel gelegene Fort Sumter in der Bucht von Charleston unter Beschuss gelangte und zum Casus Belli wurde.
Ausgelöst wurde der amerikanische Bürgerkrieg durch wirtschaftliche und politische Spannungen, vor allem aber wegen der Sklavereifrage.
Der damalige US Präsident Abraham Lincoln hatte die Abschaffung der Sklaverei zwar eigentlich nicht gefordert, er bewies aber, dass er auch ohne Unterstützung der Südstaaten zum Präsidenten gewählt werden konnte. (Regelung, dass die Anzahl der Abgeordneten eines Bundesstaates zum Repräsentantenhaus von der Bevölkerungszahl abhing…) Daraufhin lösten sich die Südstaaten von der Union (nannten sich nun die Konföderierten) und bald begann der verlustreichste Krieg auf amerikanischem Boden.
Wenn man bedenkt, dass 21 Mio. Nordstaatler gegen 5 Mio. Südstaatler (denn 4 Mio. waren ja farbige Sklaven) kämpften, dann erübrigt sich wohl die Frage nach dem Sieger.
Was für ein Sieg, für den 650.000 Menschen ihr Leben lassen mussten!
Die Nordstaaten haben gewonnen, die Union wurde wieder hergestellt und die Sklaverei wurde abgeschafft….und heute weht über Fort Sumter wieder der Sternenbanner mit seinen 13 Streifen, als Symbol für die Gründungsstaaten und den 50 weißen Sternen, die je für einen Bundesstaat stehen….
Die USA ist wieder vereint und selbstverständlich werden auch 150 Jahre nach diesem fürchterlichen Bürgerkrieg noch Gedenkfeiern veranstaltet und man ehrt die großen Söhne und Töchter.
Die Stadt Charleston mit ihren unzähligen Kirchen ist bezaubernd und ein Spaziergang mit atemberaubendem Ausblick auf den Hafen führt uns entlang „The Battery“, wie die Wasserfront auch genannt wird. Das ist der Stoff, aus dem unvergessliche Geschichten geschrieben werden, die Südstaaten im 19.Jhdt., die Sklaverei und eine herzzerreißende Liebesgeschichte, die Figuren wie Rhett Butler schuf…..
Korbflechter in Charleston
10. Dezember 2010
Morehead City, North Carolina – Charleston, South Carolina
Wir liegen an einer Boje in Morehead City und genießen endlich wieder Wärme in unserem Boot. Die Luken sind dicht geschlossen und die Heizung läuft auf Volltouren. Spätnachmittags flanieren wir durch die verlassenen Straßen von Morehead City, ein eisiger Nordwind peitscht uns ins Gesicht und wir flüchten in die nächstliegende Bäckerei. Wir lernen Forrest kennen, den sympathischen jungen Eigner, der erst kürzlich seine exquisite Bäckerei hier eröffnet hat und wir sind begeistert vom Interieur. Forrest erzählt uns, dass er eigentlich Raumausstatter war und ist sichtlich stolz auf sein Werk. Zwei winzige gemütliche Räume, die zum Verweilen einladen, eine Kaffeeecke zum Selbstbedienen und eine feine Auswahl an Mehlspeisen, die von Österreich stammen könnten. Während wir eine ganze Stunde mit dem netten Geschäftsmann plaudern, probieren wir viel zu viele seiner Köstlichkeiten und es kommt an diesem Nachmittag richtige Adventstimmung auf in dem hübschen Cafe in Morehead City!
Abends muss dann natürlich nochmal gegessen werden und wir lernen die lustige Patrice kennen. Passend zum Advent hat sie ihre Schuhe mit Glöckchen verziert und so klingelt sie gut gelaunt durch die Bar. Es ist wenig Betrieb und sie hat viel Zeit sich mit uns zu unterhalten. Sie erzählt, dass sie 6 Kinder hat, die alle verheiratet sind und Oma von 4 Enkelkindern ist! Heute hat sie bereits für alle Weihnachtsgeschenke besorgt. Es ist Tradition, dass sie für alle Pyjamas kauft und das macht die Sache wesentlich einfacher für sie, erklärt sie lachend und sagt, wie sehr sie sich doch schon auf Heilig Abend freut. Da kommt die ganze Rasselbande zu ihr und sie fühlt sich dann nicht so alleine. Einen Mann gibt es in ihrem Leben momentan leider nicht, aber sie gibt die Hoffnung nicht auf, verrät sie uns und ihre Augen strahlen dabei…
Nach zwei Tagen und einem herzlichen Abschied von Patrice verlassen wir North Carolina mit Ziel Charleston. Wir düsen mit Rekordgeschwindigkeit, die Butterfly Genoa ist beinahe 24 Stunden im Einsatz und unsere 3 stündige Nachtwache funktioniert reibungslos – selbst mein Kapitän hält sich dieses Mal ausnahmsweise an meine Spielregeln mit dem Ergebnis, dass wir beide gut gelaunt und ausgeruht nach 34 Stunden in Charlston/South Carolina ankommen.
Weihnachtsdekoration in Morehead City
03. Dezember 2010
Wir sind wieder unterwegs….
Nach zwei wirklich wunderschönen Wochen in Washington D.C. können wir uns endlich losreißen und begeben uns in Richtung Süden.
Kaum ein Schiff begegnete uns in den drei Tagen, die wir benötigen, um bis nach Norfolk zu gelangen. Es ist bitterkalt, das dürfte auch der Grund dafür sein, dass wir die schöne Chesapeak Bay fast für uns alleine haben. Wir stehen sehr zeitig auf, um die Strömung für uns nutzen zu können und erleben so die Natur von ihrer schönsten Seite. Seerauch liegt über der spiegelgatten Bay, die Brücken hängen frei in Nebelwolken und ein rotglühender Feuerball steigt am Horizont auf. Allein dieser Anblick frühmorgens entschädigt uns für die Kälte, die wir tagsüber stundenlange im Cockpit auf uns nehmen müssen.
In Norfok treffen wir gerade noch rechtzeitig ein, um einen Tag mit unseren lieben Trauzeugen verbringen zu können. Am Freitag heißt es für Kim und George wieder ab nach Puerto Rico – und nach vier Wochen hier im kalten Norden, freuen sich die beiden schon auf ihr zu Hause, wo wie immer Badetemperaturen herrschen.
Wir liegen mit unserer Cayenne inzwischen schon im ICW und wollen unbedingt glauben, dass es auch für uns mit jeder Seemeile, die wir in Richtung Süden zurücklegen, täglich wärmer werden wird….
Mit unseren Trauzeugen Kim und George in Norfolk!
27. November 2010
Thanksgiving in Washington D.C.
Jedes Jahr am 4. Donnerstag im November wird in den Vereinigten Staaten Thankgsgiving gefeiert.
Es ist eines der wichtigsten Familienfeste des Jahres und wir sind hierzu im Capital Yacht Club eingeladen. Der Club stellte zwei Truthähne zur Verfügung und der Rest wird wie in Amerika üblich als Potluck gehandhabt – jeder Gast bringt ein von ihm gewähltes Gericht mit.....
Insgesamt waren ungefähr 40 Leute anwesend und ihr könnt euch vorstellen, dass sich nach dem Gang zum Buffet unzählige Köstlichkeiten auf unseren Tellern angesammelt haben.
Nachdem dem Club Menschen unterschiedlicher Nationalitäten angehören, gab es neben traditionellen Mashpotatos, Jams, und grünen Bohnen in Sauce auch Frühlingsrollen, mexikanische Aufläufe und Lasagne, Sauerkraut mit Würsteln, deutschen Kartoffelsalat und von mir beigesteuert „steirisches Tiramisu“ ;-)
Der Tag nach Thanksgiving wird „Black Friday“ genannt und wird häufig für die ersten Weihnachtseinkäufe genutzt. Somit ist er ein wichtiger Tag für die Wirtschaft an dem einige Geschäfte bereits kurz nach Mitternacht öffnen und sich die Amerikaner in einem wahren Kaufrausch befinden. Die Straßen sind tagsüber fast leer aber die Einkaufszentren total überfüllt. Die Wirtschaft lockt noch zusätzlich mit Preisnachlässen bis zu 70 Prozent.
Für uns heißt es jetzt Abschied nehmen von Washington DC, von dem Flair der Hauptstadt und den Sehenswürdigkeiten, aber in erster Linie von den Menschen des Capital Yacht Clubs, die wir inzwischen als Freunde betrachten und die wir sehr schätzen. Aber der sonnige Süden Floridas lockt mit angenehmen Temperaturen und hier wird es nun wirklich kalt. Am Sonntag heißt es deshalb Anker auf und der Sonne entgegen.
Das jüngste Mitglied im Club....
22. November 2010
Im Nabel der Welt – Washington D.C.
Seit über einer Woche ankern wir bereits hier vorm Capital Yacht Club im Potomac River – praktisch im Herzen Washingtons. (38,52° N und 77,01° W)
Wir haben unsere Fahrräder ausgepackt und radeln täglich durch die National Mall, die eher an einen Park erinnert und keine 5 Minuten von unserem Ankerplatz entfernt liegt. Die 4 km lange Strecke führt entlang der vielen amerikanischen Memorials und etliche Museen der Smithsonian Institution sind hier angeordnet. Ein Gebäude ist schöner und imposanter als das andere und obendrein sind sie auch noch alle gratis zu besichtigen. Selbst der National Zoo ist davon nicht ausgenommen.
Wir befinden uns somit im Power-Sightseeing und unser Kopf ist voll mit neuen Eindrücken und Informationen.
Selbst der Wettergott ist uns wohlgesinnt und wir genießen die Annehmlichkeiten der hiesigen Marina. Die Mitglieder des Yachtclubs überschütten uns mit Aufmerksamkeiten und wollen uns scheinbar einen unvergesslich schönen Aufenthalt bieten. Die kleine Gemeinschaft an Yachties, die hier lebt, organisiert drei Mal pro Woche ein gemeinsames Essen. Die Küche steht der Allgemeinheit zur Verfügung, es gibt eine große Laundry, gratis WIFI und eine Bar, die täglich im eleganten Clubraum gern besucht wird.
Wir erfahren, dass viele, die hier in der Hauptstadt arbeiten, einfach als zweiten Wohnsitz ein Boot am Steg liegen haben und nur am Wochenende nach Hause fahren. Dies ist eine kostengünstige Alternative zum Pendeln. Dann gibt es noch sehr viele, die ihr Domizil auf festem Boden aufgegeben haben und es mit einem Leben in einem Hausboot oder auf einer Motoryacht mitten im Herzen Washingtons eingetauscht haben. Diese Art zu Leben ist in Amerika absolut üblich.
Wir lernen ein paar dieser reizenden Menschen besser kennen. Steve, der nette Manager führt uns ins Clubleben ein, Pat arbeitet in der Staatsdruckerei und organisiert einen Filmabend, Kristopher Lee erzählt von seinen Erfahrungen als „Guard of the Thomb of the Unknown Soldier“ in Arlington, Scott und Freddi laden zum Potluck auf ihrer „Chardonnay“ und im Zuge des „Winetasting“ kredenzen sie uns stolz die besten Weine Amerikas. Wir werden mit dem Auto zu Westmarine gefahren und immer wieder werden wir gefragt, ob man denn etwas für uns tun könne, oder ob wir etwas brauchen….. wie soll da Lust aufkommen weiter zu segeln?
Über unseren Ankerplatz fliegen permanent Hubschrauber hin und her. Aus Sicherheitsgründen sind jedes Mal mindestens drei Maschinen unterwegs, wenn Mr. Präsident aus dem Weißen Haus ausgeflogen wird.
Mehrere Helikopter deshalb, um einen eventuellen Anschlag dadurch zu erschweren, denn in welcher Obama sitzt, ist natürlich nicht bekannt und kann nur geraten werden…..
Und dann lernen wir noch Patricia kennen. Sie arbeitet im Restaurant des National Zoo, ist gar nicht schüchtern und singt uns gleich lauthals auf deutsch ein Stück aus einer Oper vor – sie erzählt von ihrem großen Traum eine berühmte Opernsängerin zu werden, obwohl ich glaube, dass es bis zu ihrem großen Auftritt wohl noch ein bisserl dauern wird…
Smithsonian National Zoo
14. November 2010
Annapolis
ist Hauptstadt des Bundeslandes Maryland und hat ihren Namen zu Ehren von Königin Anne erhalten. Tausende Segelyachten liegen hier in diversen Hafenbuchten und wir treffen natürlich auch wieder viele Bekannte hier.
Amy und Roger mit ihrer Shango, monatelang haben sie liebevoll ihr Schiff vorbereitet und nun sind sie gerade mal erst ein paar Wochen unterwegs auf ihrer Reise um die Welt.
„Alte Hasen“ sind dagegen schon Anita, und Klaus, die mit ihren Kindern Helena und Kolja auf ihrer wunderschönen Pacific-High, einer Lagoon 500, schon seit 2 Jahren die Weltmeere unsicher machen. Und dann sind da natürlich auch noch unsere Lieblinge, die schon seit sechs Jahren auf ihrer(m) Eiland leben: Imke und Uli – die wir ja schon des öfteren auf unserer Homepage erwähnt haben…
8 Segler, 4 Boote – und alle leben sie ihren Traum und haben ein Ziel: eine Weltumsegelung mit dem eigenen Boot zu machen! Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass es da sehr viel zu erzählen gab.
Ein Nachmittag auf Cayenne, ein gemeinsames Abendessen im Restaurant und ein äußerst gelungener Abend auf Pacific-High reichten nicht aus – und so wurden emsig E-Mailadressen, Telefonnummern und Funkfrequenzen ausgetauscht, damit man doch Kontakt halten kann und sich dann eventuell in Kuba, Panama, auf Hawaii oder in Alaska – oder schlimmsten Falles halt in der Südsee wieder treffen kann….
Dann trennen sich unsere Wege wieder – wir entschließen uns mit unserer Cayenne noch den Potomac River rauf zu segeln und haben heute Nachmittag den Anker in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten fallen gelassen!
Es ist ein herrlich sonniger Herbsttag, wir liegen vor der Francis Case Memorial Bridge und haben einen atemberaubenden Blick auf das Washington Memorial….einfach unbeschreiblich!
Unser Ankerplatz in Washington D.C.
05. November 2010
Von Block Island bis Baltimore….
4 lange Tage sind wir bereits an Bord unserer Cayenne, ohne ein einziges Mal Fuß an Land gesetzt zu haben. Die Strecke von Block Island nach Cape May brachten wir mit nur einer einzigen Nachtfahrt hinter uns und wir sind eigentlich recht zufrieden mit dem Ergebnis 207 Meilen in knapp 33 Stunden absolviert zu haben…das bedeutet immerhin einen Schnitt von 6,3 Knoten.
Gleich am nächsten Morgen umrunden wir Cape May. Hannes ist heute besonders cool und nimmt auch noch die Abkürzung durch die Eph - und Prissy Wicks Shoals, (von den Einheimischen auch „rips“ genannt) – und welche Erleichterung: es ist tatsächlich Verlass auf unsere elektronischen Seekarten!
In der Delaware Bay können wir endlich unsere neue Butterfly Roller Genoa ausprobieren. Der Wind kommt genau von hinten und wir rauschen mit teilweise bis zu 8 Knoten in unserer „Schmetterlingsstellung“ die 60 Seemeilen bis zum Eingang des C & D Kanals.
Schon um 8 Uhr geht’s dann heute früh los und wir gleiten mit der Strömung in den 19 SM langen Kanal, der die Chesapeak Bay mit der Delaware Bay verbindet.
Den ganzen Tag schüttet es wie aus Kübeln, aber Hannes ist in seinem Element. Klitschnass von Kopf bis Fuß hält er den ganzen Tag die Stellung im eiskalten Cockpit. Ich habe es mir zwischenzeitig in unserer Lotsenkoje im Salon gemütlich gemacht. Die Heizung läuft auf Volltouren, ich bin eingemurmelt in dicke Decken und lese gemütlich ein Buch.
Kein Mucks ist von meinem Seebären zu hören, er strahlt förmlich und als ich einmal kurz meinen Kopf rausstrecke, sehe ich auch gleich warum. Er hat „Vollzeug“ ausgelegt und die Logge zeigt schon wieder einen Speed von 7,9 Knoten – das erklärt alles….
Aber dann bekomme ich doch ein schlechtes Gewissen. Ich backe heimlich seinen Lieblingskuchen mit extra vielen Rosinen und serviere ihm dazu einen heißen Cappuccino…ja – wir sind wirklich ein hervorragendes Team beim Segeln: jeder macht das, was er am besten kann und der andere ist froh, dass er ihn hat ;-)
Cappuccino ond Rosinenkuchen....
31. Oktober 2010
Halloween in Block Island
Endlich sind wir wieder ein Stückchen weiter gekommen. Seit drei Tagen liegen wir in Block Island und warten, bis der Wind dreht, um weiter in Richtung Süden fahren zu können.
Bis zu 35 Knoten haben wir am Ankerplatz und der Ausflug mit dem Dingi wird zu einem Rodeoritt im Ölzeug! Trotzdem lassen wir uns die Laune nicht verderben und machen schöne Spaziergänge an Land. Die 900 Seeleninsel wird um diese Jahreszeit kaum von Touristen besucht und so können wir die Schönheiten fast alleine genießen.
Auf unserem Erkundungsweg entdecken wir auch das „Halloween-Häuschen“. Schon etliche Stunden ist der Eigner damit beschäftigt, den Garten liebevoll für die Kinderparty heute Abend zu dekorieren. Dort trifft sich heute die gesamte Kinderschar der Insel!
Den Cafe nehmen wir am örtlichen Flughafen ein und können einige wenige Sportflugzeuge beim Starten und Landen beobachten. Einer hat sich heute sogar aus New York hierher verirrt, um die Insel mit dem Fahrrad zu erkunden und danach noch am selben Tag mit seiner Cessna wieder in die Millionenmetropole zu fliegen.
Morgen früh sollten die Gegebenheiten einen schnellen und komfortablen 200 Meilenschlag nach Cape May oder vielleicht sogar bis in die Delaware Bay möglich machen….
Halloween in Block Island
25. Oktober 2010
Zwischen Megayachten, Swan´s und der neuen Puma!
Nach dem bedauernswerten Unfall sondierten wir die Möglichkeiten Cayenne reparieren zu lassen.
Von unserem Bekannten John, der in Norfolk neben uns am Steg lag und sich hier in der Gegend sehr gut auskennt, bekamen wir den Rat, NEB (New England Boatbuilders) zu kontaktieren. Die Werft ist bekannt für ihre gute Arbeit und befindet sich in unmittelbarer Nähe von Newport.
Kurzum wir riefen an und bereits am nächsten Morgen kam Don Watson mit dem Boot vorbei und besah sich die Bescherung. Nach Erstellung eines Kostenvoranschlages und dem OK des Schadenverursachers brachten wir Cayenne in die Marina.
Sofort wurde begonnen das hässliche Loch wieder zu beseitigen und Cayenne in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Man konnte sehen, dass hier alle ihr Handwerk verstehen. Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes. Hier arbeiten Bootsbauer der Extraklasse. Gestern wurde hier der Rumpf der neuen PUMA „gebacken“ und deshalb hatte man Zeit sich unserer Cayenne zu widmen. Bei der Arbeit erfuhren wir Interessantes über den Volvo Ocean Racer und auch einiges über die finnischen Swan´s die hier ausgeliefert werden. Alles natürlich „top secret“ und aus diesem Grund hatten wir auch keine Chance einen Blick auf das Wunderding zu werfen. Dieser kleine Kreis an ausgewählten Spezialisten, die an diesem Projekt arbeiten, wurde schriftlich zu 100 %iger Verschwiegenheit verpflichtet....
Cayenne - fast wie neu....
19. Oktober 2010
„Big blow und seine Auswirkungen…“
Der Wetterbericht verspricht Windstärken bis 40 Knoten. Das Barometer bzw. der Luftdruck fällt in 18 Stunden von 1018 auf 991 hpa!
Dieser „big blow“ startet mit östlichen Winden, gefolgt von SSW nach NW und dreht schließlich nach Nord….
Aus diesen Gründen haben wir uns den Hafen von Newport/Rhode Island ausgesucht und ankern mit einer Kettenlänge, die das 8 fache der Wassertiefe beträgt, südlich von Goat Island.
Es beginnt um 4 Uhr morgens mit sintflutartigen Regenfällen und steifem Ostwind. Während des darauffolgenden Tages dreht der Wind und nimmt ständig zu. Es entsteht am geschützten Ankerplatz eine unüblich hohe Welle.
Wir sitzen im Salon und genießen den Internetzugang und den Überfluss an Strom, den unser Windgenerator liefert. Plötzlich hören wir etwas an unseren Schiffsrumpf „donnern“. Beide stürzen wir an Deck und sehen, dass wir von einem losgerissenen, herrenlosen Holzboot gerammt wurden.
Mit vereinten Kräften drücken wir das Schiff von uns weg und zum Glück kommt dann auch noch ein anderer Segler mit seinem Dingi zu Hilfe!
Nach dem ersten Schreck begutachten wir die Bescherung. Wir haben ein ca. 10 cm großes Loch und einige Kratzer im Rumpf abbekommen.
Der Hafenmeister ist am Wochenende nicht erreichbar, die Coast Guard bemüht sich wegen solcher Kleinigkeiten auch nicht. Nur ein Officer der State Police nimmt unseren Unfallbericht auf und verspricht den verantwortlichen Eigner ausfindig zu machen.
Nach 2 ergebnislosen Tagen machen wir uns selbst auf den Weg. Innerhalb von 2 Stunden haben wir folgendes herausgefunden:
Den Namen und die Kontaktadressen des Eigners dieses kleinen Bootes, der auch noch eine 123 Fuß Superyacht besitzt und dass er sich zur Zeit in Europa aufhält. Wir nehmen deshalb Kontakt mit seinem Kapitän auf und bitten um Regelung dieser Sachlage.
Uns bleibt nun nur noch zu hoffen, dass wir bei der Reparatur und auch bei der Bezahlung der selben keine bösen Überraschungen erleben werden…..
Der Luftdruck fällt....
11. Oktober 2010
Indian Summer oder fall foliage
Mit Stationen auf Pemaquid Harbor und Potts Harbor geht’s weiter in die schöne Hafenstadt Portland.
Auf unserem Weg hierher fällt mir auf, wie sich sukzessive die Natur zu verändern beginnt.
Die Tage werden wieder wärmer und wir werden von strahlend blauem Himmel begleitet. Der Herbst zeigt sich in voller Pracht und die Wälder in einem spektakulären Farbenspiel. Die Schattierung der Laubblätter beginnt von Grün, Gelb, Orange über Rot, Braun und endet schließlich im Ocker. Besonders an der Küste kann man dieses Naturschauspiel mit Verzückung beobachten.
Diese warme Herbstperiode mit ihren unverwechselbaren Farben wird hier in Neuengland als Indian Summer oder fall foliage bezeichnet. Bei uns zu Hause wäre diese 5. Jahreszeit wohl mit dem Altweibersommer zu vergleichen.
Es gibt jetzt bestimmt einige Leser, die aus unserer geliebten Südsteiermark kommen und die sich jetzt wohl gerade denken: Na und? Was soll daran so besonders sein? Das haben wir doch hier auch, noch dazu gibt’s auf der südsteirischen Weinstraße jetzt gebratene Kastanien, Sturm und einen frischen Junker! Diejenigen unter euch verstehen sicher, dass ich eben aus diesem Anlass ein bisserl wehmütig werde, wenn ich mir diese wunderschöne Natur hier anschaue, die mich so sehr an unsere Heimat erinnert.
Und so lass ich mir ganz was Besonderes einfallen. Zur Feier des Tages gibt es heute auf der Cayenne seit fast 2 Jahren wieder einmal Wienerschnitzerl mit Petersielerdäpfel und einen grünen Salat mit einem echten südsteirischen Kernöl – und da schmeckt uns sogar der kalifornische Rotwein dazu…..
Haare farblich abgestimmt...
05. Oktober 2010
Es ist Herbst auf den Inseln…
4613 Inseln gibt es entlang Maines Küste und wir können in der kurzen Zeit, die wir hier verbringen nur ganz wenige davon besuchen, was wir außerordentlich bedauern.
Um diese Jahreszeit gibt es natürlich kaum Tourismus und die wenigen Urlauber, die jetzt herkommen, sind meist auf einem großen Kreuzfahrtschiff angereist. Mit dem eigenen Boot kommt jetzt fast niemand in den Norden der USA.
Von einem Tag auf den anderen ist es kalt und nebelig geworden. Das Wetter ist feucht, unfreundlich und lädt nicht zum Segeln ein. Trotzdem wollen wir schön langsam wieder in Richtung Süden aufbrechen.
Wir sind mit Cayenne nach Swans Island unterwegs und werden von dichtem Nebel überrascht. Die Einfahrt durch das „black door“ – wie die enge Passage zwischen Stanley Pt und Harbor Island heißt, ist nicht umsonst als ein bisschen schwierig beschrieben. Wir haben kaum 50 m Sicht und müssen im Zickzackmanöver den vielen Bojen ausweichen, die selbst in die enge Einfahrt zum geschützten Hafen gelegt wurden….
Drei Tage sind wir in Burt Coat Harbor gefangen. Wir haben mehr als 30 Knoten Wind am Ankerplatz, Regen und die Sicht ist gleich Null.
Die Insel ist ausgestorben. Keine Menschenseele treffen wir bei unserem langen Spaziergang. Dann sehen wir doch noch einige Fischer, die ihre bescheidenen Fänge bei der Fischervereinigung abliefern. Vom Wind und Wetter gekennzeichnete Männer, die ihren Beruf lieben und bei fast jeder Wetterlage zur See hinaus fahren und alle sind sie sehr freundlich und geben uns gerne Auskunft, als wir Erkundigungen über die vorhandenen Moorings bei ihnen einholen.
Auch in Ilse au Haut sind wir scheinbar alleine. Es ist endlich wieder ein strahlender Sonnentag und wir machen eine Wanderung. Wir werden nur vom Gezwitscher der vielen kleinen Vögel und dem Rauschen eines kleinen Baches begleitet. Das einzige Cafe ist geschlossen und vor den leeren Hütten sind stapelweise Lobsterkäfige aufgebaut, die auf Reparatur warten, damit sie im Frühjahr wieder eingesetzt werden können. Die Insel scheint im Dornröschenschlaf zu liegen.
Jetzt fällts mir wieder ein: Steinbäcker und sein schönes Lied „…es ist Herbst auf der Insel – die schönste Zeit!“ ….wie recht er doch hat!!!
30. September 2010
Am Ende der Welt….???
Ruhig liegt Cayenne im spiegelglatten Gewässer des einzigen Fjords an der Ostküste Amerikas – ganz am nördlichen Ende des 4 Meilen langen Somes Sound auf Mount Desert Island.
Dies hier ist Maines Nationalschatz, den die Großen und Reichen wie zb Rockefeller irgendwann Anfang des 20. Jhdts zum Großteil dem Staat vermachten. Dieser fügte ein paar benachbarte Inseln hinzu und schuf einen Park von gut 140km2 Fläche – den Acadia Nationalpark.
Jährlich besuchen weit mehr als 5 Mio. Menschen die Insel und um die Natur zu schützen, stellt die Nationalparkverwaltung gratis Shuttelbusse zur Verfügung, mit der man die gesamte Insel abfahren kann.
Auch wir nehmen dieses Angebot in Anspruch und können so die vielen kleinen Küstenhäfen und auch die entlegenen lieblichen Orte im Inneren der Insel mühelos erreichen und bewundern.
Die Hauptattraktion ist natürlich die 32 km lange abschüssige Park Loop Road und die gut 190 km autofreien Wanderwege, die angeblich mit mäßiger Anstrengung zu bewältigen sind.
Wir packen unsere Rucksäcke und gemeinsam mit unseren Freunden durchqueren wir tagelang die unberührte Natur. Wir streifen durch Kiefernwälder und erkennen, warum Maine „pine state“ genannt wird, sehen Unmengen von giftigen und ungiftigen Pilzen, treffen auf grüne und braune Schlangen, freuen uns über Eichhörnchen, halten Ausschau nach Falken und Adlern, sammeln die letzten wilden Schwarzbeeren und kehren im 100 Jahre alten Park Loop ein, um uns beim Nachmittagskaffee mit traditionellem Popover (Hefeeierkuchen) und Blueburrypie zu stärken.
Natürlich müssen wir auch auf den höchsten Berg der Atlantikküste der USA – den 466m hohen Mt. Cadillac. Frühaufsteher können hier bei Sonnenaufgang die ersten Sonnenstrahlen genießen, die auf Amerika treffen. Wir schaffen es zwar erst gegen Mittag zum Gipfel, aber selbst jetzt ist der Ausblick einzigartig. Die Luft ist glasklar und wenn man seinen Blick in die Ferne schweifen lässt, könnte man meinen, man wäre am Ende der Welt angelangt.
Nein, das Ende der Welt ist es natürlich nicht – aber mit ein bisschen Fantasie kann man es von hier aus wohl sehen…..
Vor lauter Begeisterung für dieses wunderschöne Land ist es für uns gar nicht so schlimm, dass uns die amerikanischen Behörden ausweisen, da unsere Aufenthaltsbewilligung abgelaufen ist und unserem Antrag auf Verlängerung nicht stattgegeben wurde.
So fahren wir mit dem Auto ca. 120 km nach Kanada, um danach mit der Erlaubnis von neuerlichen 6 Monaten Aufenthalt wieder einzureisen.
Aus der Not eine Tugend machend, besuchen wir die entlegene Insel Campobello, wo der 32. Präsident der USA Franklyn Delano Roosevelt seinen Sommersitz inne hatte. Das Glück scheint vollkommen auf unserer Seite zu sein, denn sogar einige kleine Wale können wir aus einiger Entfernung beobachten und endlich unsere Gasflaschen füllen, was uns in der gesamten USA nicht gelungen ist.
Das Wandern ist des Seglers Lust...
27. September 2010
Hummer in Maine
Wir sind in Mt. Desert Island und bekommen Besuch von Uli und Imke, die mal schnell mit dem Auto aus Boston anreisen. Einige hundert Kilometer legen die beiden zurück, aber gilt es doch eine Abmachung einzuhalten, die vor Jahren in Griechenland abgesprochen wurde.
Auf der Insel Astypalaia haben wir nämlich vor 2 Jahren gemeinsam Lobster gegessen und damals wurde schriftlich von Imke in unserem Gästebuch festgehalten, dass wir versuchen werden, ein Dacapo an der Ostküste Amerikas zu veranstalten – und den besten Hummer gibt es nun mal bekanntlich in Maine!
Nun muss ich mich gleich korrigieren – mittlerweile gibt es in Maine nicht 2 Mio. sondern bereits Lizenzen für über 3 Millionen Hummerkörbe. Lobster schlüpfen aus Eiern und beginnen ihr Leben als kleine Larven die an der Oberfläche des Ozeans treiben. Nach einigen Tagen häuten sie sich, dh sie verlieren die alte Schale und entwickeln eine neue, größere. Nach einigen Monaten wiederholen sie diesen Prozess und jedesmal werden sie dabei ein bisschen komplexer. Im ersten Jahr schälen sie sich bis zu sieben Mal und wenn der Hummer dann ca. ein Pfund wiegt, beginnt er sich nur noch einmal pro Jahr zu häuten.
Erstaunlicherweise behält der Hummer seine Schale (Klauen etc..) bei diesem Vorgang intakt.
Wir bemerken, dass die Preise für frisch gehäuteten Tiere um einiges niedriger sind, als die Hartschalenhummer, und erfahren, dass der hard-shell lobster erstens begehrenswerter ist und angeblich es auch einen Geschmacksunterschied geben soll. (Preise von 5,99 bis 20,00 Dollar das Pfund…)
Wir suchen uns ein Lokal mit traditionellen Holzöfen und können unseren Hummer dort noch selbst fangfrisch aussuchen. Die Klauen sind zusammengebunden, damit sie die Kunden nicht verletzten, aber in erster Linie eigentlich, damit sie sich selbst nicht untereinander attackieren.
Mehr als 10 Pfund wiegt unser Lunch und das Netz wird mit einer Nummer versehen, damit auch gewährleistet wird, dass man den Hummer bekommt, für den man bezahlt hat.
Es dauert nicht lange und die Spezialität wird uns mit heißer Butter serviert.
Unbeschreiblich wie das weiße süße Fleisch auf der Zunge zergeht und man mag es kaum glauben, aber wir haben doch tatsächlich jeder 2,5 Pfund Hummer verdrückt….und Uli, unser Schleckermäulchen hatte sogar noch ein Desert ;-)
Maine-Lobster
19. September 2010
M A I N E
Was bedeutet die Ostküste der Vereinigten Staaten entlangzusegeln, ohne Maine gesehen zu haben?
Hannes besteht trotz der vorgerückten Jahreszeit geradezu darauf – wir müssen den 48. und nordöstlichsten Bundesstaat der USA unbedingt einen Besuch abstatten.
Allein schon der Gedanke lässt mich frösteln. Da soll es doch sooo kalt sein und außerdem auch nebelig…
Etwas mürrisch stimme ich dann doch zu und beginne gleich unsere Wintersachen auszupacken. Dicke Strumpfhosen, Wollpullis, Mützen, Schal und Handschuhe liegen griffbereit!
Am ersten Tag segeln wir nur 18 Meilen zu den Isle of Shoal, welche noch zu New Hampshire gehören. Beinahe ausgestorben ist der Ankerplatz und zum Eingewöhnen bläst ein eiskalter Wind. Ich bin heilfroh, dass unsere Heizung funktioniert und ich vorsorglich auch schon die „Winterdecken“ aufgezogen habe.
Der nächste Tag strahlt mit Hannes um die Wette. Kein Wölkchen am Himmel, guter Nordwestwind und kaum Welle, so segeln wir die 76 Meilen nach Monhegan Island, Maine heißt uns willkommen.
Es ist schon Nacht, als wir ankommen und wir hören auch noch entfernt Stimmengemurmel, das von dem wenig beleuchteten Boot neben uns kommen dürfte. Wir verziehen uns aber gleich in unsere warme Kabine, schließlich sinken die Temperaturen nachts hier schon auf fröstelnde 7 Grad!
Was waren wir überrascht, als wir frühmorgens bei unserem „Pyjamastart“ neben uns die (gezählten) 10 jungen Leute aus ihren Schlafsäcken krabbeln sahen – die haben doch tatsächlich (mangels anderer Möglichkeit) an Deck der Ketch bei diesen Temperaturen übernachtet. Später erfahren wir, dass es sich hier um ein Jugendprogramm handelt und weitere Jugendliche auf insgesamt 10 Booten unterwegs sein sollen.
Nun aber los: Südwestwind bis 35 Knoten ist für die kommende Nacht angesagt und wir brauchen einen geschützten Ankerplatz. Pulpit Harbor in North Haven scheint dafür bestens geeignet zu sein.
Wir kreuzen durch ein Labyrinth von Lobsterkörben – wie bunte Luftballons zieren tausende Bojen die Wasseroberfläche. Irgendwo habe ich gelesen, dass der Staat Lizenzen für über 2 Millionen dieser Traps jährlich vergibt, somit hat unser guter Autopilot Urlaub – es ist absolut unmöglich hier nicht von Hand das Boot zu steuern!
Die Schönheit der Natur überwältigt uns beide. Die Landschaft sieht aus wie gezeichnet, der Himmel, die leichten Anhöhen mit ihren grünen Wäldern, hie und da ein Fischerboot, ein Sandtigerhai, der das Kielwasser von Cayenne kreuzt und den wir anhand seiner Rückenflosse erkennen und ein Seelöwe, den wir fast mit einer Boje verwechselt hätten…
Fasziniert von unserer Umgebung und mit einem guten Rumtee in der Hand, merken wir nicht einmal mehr, dass es klirrend kalt geworden ist…...
Monhagen Island Maine
13. September 2010
Arbeit macht das Leben süß...
Seit gut einer Woche sind wir mit unserer Cayenne nun an Land und nachdem in unserer Marina Hochbetrieb herrscht und keiner Zeit für uns hat, machen wir erstmals die gesamten Arbeiten alleine.
Wir beginnen mit der körperlich wohl schwierigsten Aufgabe gleich am ersten Tag. Mit einer Maschine schleifen wir abwechselnd eine Schicht des Antifoulings ab, damit danach die neue Farbe gut halten kann. Bei unmenschlichen Bedingungen von über 30 Grad Celsius schuften wir den ganzen Tag und abends brennt uns unsere Haut nicht etwa von einem Sonnenbrand, sondern von der giftigen Farbe, die in Trinidad vor einem Jahr aufgetragen wurde.
Am nächsten Tag wird das gesamte Deck geschrubbt, alle glatten und nicht glatten Flächen, jeder Winkel und jede Ecke werden mit einem speziellen Mittel eingelassen und poliert.
Am dritten Tag sind wir schon recht müde und wir teilen unsere Aufgabengebiete. Hannes poliert die Seitenrümpfe und ich beschäftige mich den ganzen lieben Tag mit unserem Propeller. Während mein Hannes stundenlang am Gerüst steht und mit der Poliermaschine unermüdlich über die Seiten unserer Cayenne fegt, reibe ich mit einem (eigentlich waren es mehrere) Sandschleifpapier die Flügel der Schraube ab. Wie ihr euch vorstellen könnt, sind wir abends dann beide ziemlich k.o – aber auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis unserer Schufterei.
Nun folgt ein Tag Pause. Es ist Feiertag in den USA (Laborday) und wir müssen auf die Farbe warten. So nutzen wir den Tag und machen eine Radtour nach Downtown und zu Plum Island. In Newburyport ist die Hölle los – einige Musikgruppen unterhalten hunderte von Leuten und wie es in Amerika üblich ist, sitzen diese meist in den schön angelegten Grünanlagen und machen dort ihr Picknick, während sie die Konzerte anhören.
Endlich ist dann auch die Farbe da. Das Anstreichen ist eigentlich eine recht lustige Arbeit und noch lustiger sehen wir aus, als wir damit fertig sind….
Wir haben die Farbe nicht nur an Armen und Beinen, sonder auch im Gesicht in den Ohren, am Kopf und vor allem in unseren Haaren...und nur einer von uns beiden hatte dabei riesiges Glück, dass das Antifouling schokobraun war und so zur natürlichen Haarfarbe passte - beim anderen ließ sich ein Frisörtermin leider nicht vermeiden ....
Hmhm....ohne Worte!!!
07. September 2010
Nachdem wir Hurrikan Earl Gott sei Dank gut überstanden haben gibt es heute noch eine „Geschichte“ der ganz besonderen Art für unsere Leser:
Das Yachtbesitzer-Tattoo oder:“Die unglaubliche Kettenreaktion!“
Müde schau ich in den Spiegel und suche die Beschriftung auf meiner Stirn. Aber außer meinem unrasierten Knittergesicht finde ich nichts.
Also gehe ich an Deck und suche in den Gesichtern anderer Yachties in der Marina. Jedoch - auch dort nichts! Dabei war ich mir so sicher, nach all dem Ärger der letzten Wochen.
Ich war mir so verdammt sicher, es muss uns Bootseignern doch auf die Stirn tätowiert sein: „BITTE VERARSCHT MICH!“
Letztendlich komme ich zu dem Ergebnis, dass diese Worte nur die Hersteller von Yachtzubehör lesen können und diese kommen dem Inhalt dieser Aussage auch beflissentlich nach.
Wo in aller Welt, in welcher Branche werden sonst noch, zu solch wahnwitzigen Preisen, dermaßen dilettantische Zubehörteile angeboten wie in der Segler- und Motorbootfahrerszene?
Viele von uns Bootseignern können ein Lied davon singen:
Egal ob es sich um viele tausend Euro teure und trotzdem nicht funktionierende Wassermacher handelt, oder um nach wenigen Wochen rostende Beibootmotoren, bei denen aus Kostengründen auf Edelstahlschrauben verzichtet wurde, um Dingis, die sich in der Sonne nach einem Jahr auflösen - jeder von uns hat schon so viele einschlägige, enttäuschende Erfahrungen gesammelt, dass sich diese Liste bis ins Unendliche fortsetzen ließe.
Auch weiß jeder von uns, dass das Service der Händler und Hersteller oft sehr schlecht ist oder, dass man von diesen auf arrogante Art und Weise behandelt wird.
Den Vogel allerdings schoss in meinem Falle „quasi“ der renommierteste Kettenhersteller aus Deutschland ab.
Die Ankerkette, dieses wohl wichtigste Ausrüstungsteil, an dem ein beachtlicher Teil unseres Vermögens hängt, sollte absolute Sicherheit garantieren.
Deshalb dachte ich mir, hier darf man nicht sparen, da muss schon das Beste her - Made in Germany: vom Germanischen Lloyd zertifiziert, aus hochwertiger Legierung 1.4571, A5, 316 ti lauten die vielen fachmännischen Bezeichnungen. Das Beste was es so auf dem Markt gibt, sollte für uns nur gut genug sein. Das gute Stück - auch „Südseeausführung“ genannt - hat die höchste Qualitätsstufe, die diese Firma bieten kann, lauteten meine Informationen vor Ort.
Gekauft bei Budget Marine in Sint Maarten, kamen die 100 Meter deutscher Qualitätsarbeit nach einigen Verhandlungen endlich an Bord und wir waren stolze Besitzer einer Edelstahlkette.
Schön, wie sie in der Sonne glänzte und geschmeidig in den Kettenkasten unserer Amel glitt. Doch die Freude hielt nicht lange. Nach einer Nutzungsdauer von nur 9 Monaten, zeigte das viele tausend Euro teure Stück massiven Lochfraß an vielen Gliedern und andere Kettenteile begannen sich bereits aufzulösen. Wie man sich vorstellen kann, fielen wir aus allen Wolken.
Hätten Sie, liebe Leser und Yachtbesitzer, nicht auch schon einschlägige Erfahrungen gemacht, so gingen Sie jetzt bestimmt davon aus, dass ein renommierter Händler wie Budget Marine und ein ebenso renommierter Hersteller aus Deutschland, diesen unfassbaren Fabrikationsfehler mit tausend Entschuldigungen umgehend beseitigt hätte.
Allerdings war dem nicht so und so erlebte ich in den nächsten Wochen wiederholt jeden Tag dieses Gefühl, meine Stirn sei mit besagter Tätowierung versehen.
Budget Marine erklärte uns, dies sei ein Fall für den Hersteller - und der „Hersteller“ wiederum, erklärte sich nicht zuständig, weil er gar nicht der Hersteller sei, sondern in diesem Fall als Großhändler fungiere und der Kaufvertrag ja zwischen uns und Budget Marine abgeschlossen worden sei.
Auf meine Einwände hin, dass wohl kaum ein Händler in der Karibik für den Lochfraß und die mangelhafte Verarbeitung einer in Deutschland produzierten Kette die Verantwortung übernehmen könne, schoss ein „hochqualifizierter und hellsichtiger“ Mitarbeiter der besagten deutschen Firma mit seinem Kommentar den Vogel ab. (Wieder beschleicht mich dieses Gefühl der tätowierten Stirn!)
So stellte er doch allen Ernstes anhand unserer Fotos der beschädigten Kette fest, dass es sich dabei um keinen Materialfehler handeln könne, vielmehr sehe es aus, als ob der Kunde die Kette nicht mit Süßwasser gespült hätte sondern nur mit Salzwasser. Hatte sich da vielleicht eine „Chiemseeausführung“ in die Karibik verirrt??
Der ebenfalls von mir verwendete Power Ball der selben Firma, aus der angeblich gleichen Legierung, hat den Kontakt mit Salzwasser bisher unbeschadet überstanden und ich hoffe, das bleibt auch so. Jedenfalls kamen nach unserer Reklamation von Seiten der deutschen Firma allerlei unsinnige Erklärungen wie so etwas passieren könne. Von Vermutungen über Konstruktionsfehler beim Ankerkasten bis hin zu falscher Montage der Ankerwinsch, war alles dabei.
Die Korrespondenz diesbezüglich dauerte über 2 Monate. Man hat mich angewiesen die Kette zu zerschneiden und Teile davon nach Deutschland für eine Untersuchung zu schicken. Nun saßen wir in einer Marina in Norfolk, Virginia, fest und bekamen keine Informationen wie weiter vorzugehen wäre. Wird uns eine neue Kette geschickt oder bekommen wir unser Geld zurück???
Nach Wochen von Zermürbungstaktik und unzähligen Mails lenkt Budget Marine endlich ein und schreibt mir den Betrag für die Kette auf meiner Kreditkarte gut.
Klingt erst mal nach Happy End!
Aber in dieser Zeit hatten wir einen beachtlichen Aufwand an Marina- und Mooringgebühren, da wir der Kette ja nicht vertrauen konnten und dadurch waren wir auch in unserer Reiseplanung stark beeinträchtigt.
Doch das interessierte natürlich niemanden!
Ich frage mich allen Ernstes, was wohl mit einem großen Unternehmen außerhalb der Yacht-Branche, egal ob McDonalds oder Mercedes, passieren würde, wenn es mit solch minderwertiger Produktqualität nicht nur Hab und Gut, sondern unter Umständen sogar das Leben seiner Kunden gefährden würde..... ????
Während ich mir diese Frage stelle, schaue ich in der Nasszelle unserer Yacht nochmal mein durch den Ärger der letzten Monate zerknittertes Gesicht im Spiegel an und kann bereits Spuren einer Tätowierung auf der Stirn erkennen…
Die Bilder sollen einen Anstoß dazu geben sich den Ankauf der richtigen Ankerkette gründlich zu überlegen. Übrigens, sollte jemand glauben, meine Fantasie wäre mit mir durchgegangen: Wir haben eine Mailsammlung der „gestammelten“ Werke dieser Korrespondenz auf unseren Computern!
Edelstahlankerkette
02. September 2010
Sightseeing in Boston und Aufregung um EARL
Die Sonne blinzelt vom Himmel, als ob sie nie weggewesen wäre - kein Wölkchen trübt das Firmament und als wir unser Frühstück vor der Skyline von Boston auf unserer Cayenne genießen, fährt als Draufgabe auch noch die USS Constitution, das älteste noch im Dienst der US Navy stehende Kriegsschiff, an uns vorbei. Wir hatten wirklich Glück, denn die hölzerne Fregatte, die 1794 in Auftrag gegeben wurde, macht angeblich nur 2 Mal im Jahr diesen Ausflug entlang des Mystic River!
Wir beschließen heute mit dem Sightseeing zu beginnen. Auf dem Weg an Land sehen wir schon von weitem die österreichische Flagge unserer Freunde von Cul8r. Die Welt ist ja bekanntlich ein Dorf und wir sind gar nicht überrascht Claudia und Edi hier zu treffen. Gemeinsam fahren wir mit der Subway nach Cambridge. Harvard, die älteste Universität der Vereinigten Staaten will besucht werden!
Im großen Innenhof, wo auch die berühmte HARVARD Statue steht, stehen viele Sessel im Kreis und die Neuankömmlinge werden von den bereits „alten“ Studenten auf das neue Leben in Harvard vorbereitet.
Von den über 300.000 Studenten, die es in ganz Boston gibt, besuchen über 20.000 diese private Institution, die über 12 Schulen und Colleges beinhaltet.
Am nächsten Tag besuchen uns Amy und Roger und zeigen uns die andere Seite ihrer Heimatstadt. Wir spazieren durch das Nobelviertel des Beacon Hill, schlendern durch den Boston Common Park und erhalten viele Insiderinformationen.
Doch leider müssen wir die Sightseeingtour bald abbrechen. Hurrikan EARL ist im Anmarsch und wir versuchen ein gutes Plätzchen für unsere Cayenne zu finden. So heißt es Anker lichten und wir fahren in Richtung Norden in den Merrimack River. Hier liegen wir an einer Mooring und warten auf den Krantermin. Natürlich sind auch andere Segler in Alarmbereitschaft und jeder will sein Schiff in Sicherheit bringen. Als nun auch noch der Besitzer der Marina seine Yacht an Land bringt sind wir bestätigt in unserer Annahme, dass wir dort am Besten aufgehoben sind.
Die USS Constitution vor der Skyline Bostons
26. August 2010
Wenn Engerl reisen….
Step bei Step geht’s bei uns weiter über Connecticut, Rhode Island nach Massachusetts mit Enddestination Boston.
Die Passage von Cuttyhunk auf Elisabeth Islands nach Plymouth führt uns durch den 8 Meilen langen Cap Cod Canal, den wir mit einer tollen Geschwindigkeit von 9 Knoten durchbrausen.
Bei der Einfahrt in den großen Hafen sehen wir schon von weitem die zwei riesigen Holzmasten der berühmten MAYFLOWER (Nachbau), die im Jahre 1620 gute 66 Tage benötigte, um ihre Passagiere von England hierher in eine neue Zukunft zu bringen.
Wir besichtigen das kleine Touristenörtchen, essen die ersten Hummerbrötchen und Steffi findet auch einen Laden der sich auf Cupcakes spezialisiert hat – Muffin mit Cremehäubchen soll es angeblich nur in Amerika geben – und abends löst sich dann auf Cayenne – keine Ahnung wie – eine Flasche Rum und eine Flasche Gin in Luft auf….
Am nächsten Tag erwacht eine (…ich) mit Kopfschmerzen und einem mords Kater – der Blick in den Spiegel wird tunlichst vermieden und ziemlich müde und lustlos werden die Segel gesetzt, um nach Hull zu gelangen. Der Wind - und großteils auch die Crew der Cayenne - schläft ein und wir müssen die Maschine starten und manövrieren uns durch tausende von Lobsterkäfigen. Willkommen in Boston!!!
Auf einmal steht der Motor still und wir sind alle hellwach: uns ist doch tatsächlich der Sprit ausgegangen….7 Meilen vorm Ziel liegt Cayenne zwischen den Bojen, fast kein Wind und keinen Ersatzkanister an Bord! 2 Fischermänner werden angehalten und 8 Gallonen Dieseln, 20 Dollar und eine Bottle Rum wechseln ihren Besitzer….
Auf dem kleinen Halbinselchen Hull wird unsere Imke dann von uns allen zum Geburtstag geküsst und wir genießen unseren letzten Sonnentag. Am nächsten Morgen schon schlägt das Wetter um und wir fahren unter Nebel und leichtem Nieselregen in Boston Harbour ein. Dies schreckt uns aber nicht ab doch noch die letzten Shoppingtouren zu unternehmen und mit Schirm und Regenstiefel fahren wir mit dem Dingi an Land.
Drei Tage lang ist es trüb und kein Sonnenstrahl erscheint am Himmel und gerade rechtzeitig, um unsere Lieben zu verabschieden, scheint sich der Himmel zu öffnen und ein Regenguss geht über die Stadt hernieder, wie es Boston seit Mai nicht mehr erlebt hat….
Fünf Personen, vier Taschen – alle eingehüllt in Regenjacken und Plastiksäcke sitzen wir in unserem Dingi und kämpfen uns bei strömendem Regen und Windböen quer über den Hafen zu unserem Mietauto, mit dem wir Steffi, Franzi und Sarah zurück nach New York zum Flughafen bringen.
Sommerwetter in Boston
14. August 2010
„Wer sich in New York langweilt, ist selbst schuld“, sagte schon Myrna Loy – und das können wir nur bestätigen.
Wir haben Besuch von Steffi, Christoph und Sarah und erkunden die Metropole mit U-Bahn, Bus, zu Fuß oder mit dem Rad. Museen werden besichtigt, mit der Fähre geht’s zur Statue of Liberty und Ellis Island und an Hannes Geburtstag fahren wir gemeinsam auf das 443m hohe Empire State Building. Scheinbar endlose Menschenmassen werden hin und her dirigiert, und es vergeht eine „Ewigkeit“ bis wir endlich mit dem Lift in nur wenigen Sekunden bis zum 86. Stockwerk gezogen zu werden – dorthin wo einst King Kong stand… und ein Ausblick bis zu 129 km in alle Richtungen lässt uns die mühsamen Stehzeiten der letzten beiden Stunden beinahe vergessen!
Es folgen noch zwei ausgiebige Shoppingtage bis wir dann alle urlaubsreif sind.
So beeindruckend die Großstadt auch auf uns gewirkt hat, sie nervt nach 3 Wochen!
Die Metropole, in der täglich mehr als 8 Millionen New Yorker ihrer Beschäftigung nachgehen, ist extrem laut und schmutzig, die Menschen hasten durch die Straßen, sie reden schnell und haben es immer eilig, sie essen und trinken während sie gehen oder Auto fahren und jeder hat permanent ein Handy in der Hand und ein Headset am Kopf. Selbst im Central Park geht es zu wie in einem Ameisenhaufen: Pferdekutschen, Radfahrer, Jogger, Walker, Spaziergänger, Musikanten, Ballspieler, Sonnenanbeter, Obdachlose….etc. drängen sich dicht an dicht in der grünen Oase Manhattans.
Wir verlassen unseren Liegeplatz um 5 Uhr morgens, um mit Niedrigwasser durch das berüchtigte Hell Gate zu kommen. East- und Harlem River treffen hier aufeinander und es kommt zu gewaltigen Strömungen. Das Wasser brodelt wie in einem Hexenkessel und Cayenne rauscht mit 9 Knoten durch das Wasser.
Mosquito Cove auf Long Island ist unser erstes Tagesziel bevor es weiter geht nach Stamford in Connecticut. Es ist spürbar kühler geworden und wir spazieren bei angenehmen Temperaturen die 2,5 Meilen in das Zentrum der Stadt. Es gibt eine schöne Universität, eine Mall, eine Burberry Factory und viele kleine Geschäfte, trotzdem wirkt die Stadt leer und verlassen auf uns…
Bei 5 Leuten an Bord muss natürlich auch immer wieder für Lebensmittelnachschub gesorgt werden. Jeder Besuch im Supermarkt wird so zu einem Großeinkauf und zu einer Schlepperei…. 2,5 Meilen sind dann doch ganz schön weit… aber Christoph hat eine geniale Idee, als er am Straßenrand einsam und verlassen ein Einkaufswagerl stehen sieht…
Blick vom Empire State Building
07. August 2010
18 Tage an Bord der Cayenne – von Beatrix Langbauer:
Ich habe die große Ehre mich auch einmal auf dieser tollen Homepage von Sabine und Hannes melden zu dürfen. Das mit der „großen Ehre“ ist jetzt nicht einfach so dahin geschrieben, nein, das meine ich wirklich sehr ernst. Ich durfte 18 Tage lang Mitglied der Crew von Cayenne sein, durfte hautnah miterleben, wie es auf diesem tollen Weltumseglerboot so zugeht. Es war für mich eines der schönsten Erlebnisse meines Lebens.
Der Wettergott meinte es meist gut mit uns, und so konnten wir im wahrsten Sinn des Wortes von einem Abenteuer ins nächste segeln. Sabine hat ja schon einiges zu den einzelnen Stationen geschrieben, deshalb werde ich hier darauf gar nicht mehr so eingehen.
An dieser Stelle möchte ich den regelmäßigen Lesern (bis jetzt wurde die Seite mehr als
28 000 !!! mal angeklickt) dieser Homepage sagen, dass Sabine mit der Gestaltung dieser Seiten eine grandiose Leistung vollbringt. Ich konnte selbst miterleben, wie oft sie mit den Tücken der Technik kämpfte um uns Leser ständig auf dem Laufenden zu halten. Bis spät in der Nacht suchte sie die besten von hunderten von Bildern für die Galerie aus, um dann anschließend noch einen passenden Artikel dazu zu schreiben. In Atlantic City, zum Beispiel, stand sie um 5 Uhr auf, um ins Netz zu kommen (was gar nicht so einfach war !!!) und immer wieder fiel während der Reise der Satz: „Das müssma auf die Homepage tun“.
Sabine, ein großes Dankeschön für die vielen Stunden, die du auch immer wieder mit Hannes gemeinsam opferst, damit wir Daheimgebliebenen ein bisschen an euren großen und kleinen Abenteuern teilhaben können.
Immer wieder stießen wir während unserer Reise von Norfolk bis New York auf andere Weltumsegler, die die beiden schon von Madeira, der Karibik oder anderen Seglerparadiesen kannten. Es gab dann immer eine herzliche Begrüßung und ein Austauschen von Erlebtem.
Auf einem großen Teil der Reise wurden wir von Imke und Ulli, einem befreundeten Weltumseglerehepaar aus Bremen, auf ihrer „Eiland“ begleitet. Imke und Sabine fischten um die Wette und informierten sich gegenseitig über Funk enthusiastisch über den Stand ihrer Beute. Den Funkspruch, dass auf der Eiland ein weißer Hai an der Angel hing, konnten wir dann mit unseren - gar nicht so schlechten Fängen - natürlich nicht mehr toppen. (Beim Versuch den Hai an Bord zu bringen, konnte er sich („Gott sei Dank“ aus meiner Sicht, „leider“ aus der Sicht der furchtlosen Eiland Crew) von der Angel losbeißen...
Durch die bewundernswerte Offenheit und Abenteuerlust von Sabine und Hannes, Imke und Ulli fanden wir auf unserer Reise – egal wo wir waren – sofort Kontakt zu den überaus freundlichen Menschen von Norfolk bis einschließlich New York. Wir bekamen nicht selten Insidertipps, die uns oft weiter halfen. Konnten wir, zum Beispiel, keine offizielle Fahrgelegenheit finden, erklärten sich sofort wildfremde Leute bereit (vom Restaurantbesitzer über den Verkäufer in einem Souvenirladen bis zur Kellnerin), für uns das Taxi zu spielen. Einmal wurden wir per Autostopp sogar von einem Pick - up auf der Ladefläche mitgenommen, zum nächsten Supermarkt geführt und eine Stunde später wieder abgeholt und zum Dingi zurück gebracht.
Nicht nur in kleinen Orten wurden wir mit Hilfsbereitschaft überschüttet, sondern auch in New York. Dort wurde ich am Tag meiner Abreise mit meiner schweren Segeltasche von einem Busfahrer von der 79. in die 42. Straße zum Port Harbour Bus Terminal geführt. Einfach so, weil ich kein Taxi bekam und doch schon etwas in Eile war. Der Bus (in der Größe eines GVB Linienbusses) war leer und außer Betrieb...!!! „Well, come on, I`ll take you there.“ Bob – wie sonst könnte ein amerikanischer Busfahrer heißen - war dann so begeistert von meinen Erzählungen über die Crew der Cayenne und über ihre Reise von Kroatien über den großen See bis nach New York, dass er in Begeisterungsstürme ausbrach: „My god, that`s one of the best stories I`ve ever heard. Why haven`t I got the courage to do something like that. That`s all what life is about – to fulfil one`s dreams.”
Und ich denke er hat das, was Hannes und Sabine machen, genau auf den Punkt gebracht. Sie erfüllen sich einen Traum ihres Lebens und ich bin wahnsinnig stolz darauf und dankbar dafür, dass ich für 18 Tage daran teilhaben durfte.
Ich möchte mich hier nicht nur für das köstliche Essen an Bord, sondern vor allem für die Herzlichkeit und Ehrlichkeit, für die vielen langen und sehr intensiven Gespräche, für die zahllosen Lachanfälle und die vielen unvergesslichen Abenteuer aus dem Grunde meines Herzens bei Sabine und Hannes bedanken.
In New York mit dem „eigenen“ Segelboot anzukommen, von Imke und Uli, die schon auf der Freiheitsstatue auf unsere Ankunft gewartet haben, empfangen zu werden, vor dem amerikanischen Freiheitssymbol zu ankern und mit den Wolkenkratzern von Manhattan im Rücken auf das heißerwartete Etappenziel mit einem köstlichen Gläschen Whisky anzustoßen und anschließend langsam den Hudson River entlang, unserem Ziel, dem Ankerplatz in der 79. Straße, entgegenzufahren, ist ein Erlebnis der besonderen Art. Dafür und für alles andere vielen herzlichen Dank.
Berzi am Steuer
30.Juli 2010
New York City
Freiheitsstatue , Hudson- und East River, Manhattan, Brooklyn, China Town, Little Italy, Harlem, Empire State Building, Trump Tower, Central Park, Metropolitan Museum of Art, gelbe Taxis, Guggenheim, Ellis Island, Bronx, 9/11, Yankee Stadion, Wall Street, Strechlimousinen, Museum of Modern Art, Helicopter Shuttle, 3 Flughäfen, Sex and the City, Steaks, Pizza, Kaviar, Burger, Frick Museum, Lincoln Center, Time Square, Rockefeller Center, 5th Avenue, Columbia und New York University, Broadway, das Plaza und vieles, vieles mehr ist hier allgegenwärtig.
Seit einer Woche sind wir hier mit dem Fahrrad unterwegs und haben bereits ein gedrängtes Programm hinter uns.
Körperwelten von Gunther von Hagens, das Guggenheimmuseum und das MoMA mit Sonderausstellungen von Picasso und Matisse haben wir bereits gesehen und auch dem Smithsonian National Museum of the American Indian haben wir einen Besuch abgestattet.
Wir werden die nächsten Wochen hier verbringen, einen riesigen Biss vom Big Apple nehmen und euch daran teilhaben lassen.
…und wie es unserer Mitseglerin Bertsi – alias Betsi – gefallen hat, könnt ihr im nächsten Bericht von ihr selbst erfahren.
Lady Liberty
20. Juli 2010
Nach mehr als einem Monat in der Marina in Norfolk warten wir sehnsüchtig auf die Ankunft unserer segelfreudigen Beatrix aus Graz und wollen eigentlich gleich Richtung New York mit ihr auslaufen.
Leider macht uns das „Seek and Hide“ -Spiel der US-Airways mit dem Gep(b)äck aus der Heimat einen Strich durch die Rechnung. Die große Sehnsucht nach frischem Schwarzbrot, Kernöl, Speck und einer neuen österreichische Flagge jedoch wecken unseren pensionierten detektivischen Spürsinn und treiben ihn zu Höchstleistungen.
Nach etlichen Telefonaten mit diversen Fluglinien und mehr oder weniger kompetenten Mitspielern erfahren wir, dass unsere heißersehnten Delikatessen in München stecken geblieben sind und über Chicago den Weg nach Norfolk zu uns finden müssen.
Es folgen daher weiterer 2 Tage in der Marina bei 40 Grad im Schatten und 30 Grad im Pool…..
Voller Erwartung geht’s dann endlich mit guter, aber leider falscher Windprognose los. So kommen wir nur bis Cape Charles, welches uns allerdings in bester Erinnerung bleiben sollte. Abgesehen davon, dass wir eine der größten Brücken-Tunnel-Bauten, die 37 km lange Chesapeake Bay Bridge, in Begleitung einer riesigen Delfinschule passieren, folgt ein Landausflug der ganz besonderen Art.
Per Autostopp fahren wir in das kleine entzückende Städtchen und retour werden wir sogar auf der Ladefläche eines Pick-ups inmitten von riesigen Käfern und halb abgenagten Knochen transportiert…
Auf Cobb Island, machen wir unsere Yogaübungen bei Sonnenuntergang und genießen den Anblick von riesigen Pelikanen, die hier ihre geschützte Nist- und Brutstätte haben.
Einen weiteren Zwischenstopp machen wir in Cape May, um dann unseren Anker direkt vor der Skyline von Atlantic City fallen zu lassen.
Wir schlendern den ganzen Tag entlang des meilenlangen Boardwalks und lassen unserem Spieltrieb in den unzähligen an Las Vegas erinnernden Casinos freien Lauf…..
Welcome Beatrix!!!
10. Juli 2010
Man gönnt sich ja sonst nix
Meine Füße sind wund und hässliche Blasen und Abschürfungen an meinen Zehen erinnern schmerzhaft an die stundenlangen Fußmärsche in Washington D.C.
Die Hände sind rau, die Fingernägel spröde von den Arbeiten am Boot und meine einst schöne Haarpracht hat die Sonne und das Salzwasser ruiniert – glanz- und farblos, trocken und ohne Schick hängen sie herunter. Beim Anblick in den Spiegel bin ich deprimiert....
Da kommt die Lösung angesegelt! Anna und Hakan, die beiden Schweden, die wir das letzte Mal in Trinidad vor einem Jahr gesehen haben, laufen mit ihrer schönen Unicorn hier ein und Anna hat gleich eine fabelhafte Idee: Beautysalon steht auf dem Programm! Man gönnt sich ja sonst nix!
So radeln wir bei 36 Grad auf heißen Asphaltstraßen entlang, um Erholung und Hilfe beim East – SPA in Norfolk zu erhalten. Schweißgebadet aber voll Vorfreude kommen wir dort an und lassen uns stundenlang verwöhnen: Pedicüre, Manicüre, Waxen, Färben, Schneiden, Föhnen….eine Rundumsanierung für Imke, Anna und mich – es war eine herrliche Abwechslung und wir hatten so viel Spaß.
Unseren Männern hat es übrigens auch gefallen….die konnten nämlich in der Zwischenzeit ungestört das Länderspiel Deutschland gegen Spanien anschauen…
Na - wenigstens war unser Besuch im Beautysalon ein Erfolg ;-)
01. Juli 2010
Unverhofft kommt oft:
so haben wir ganz unerwartet eine Einladung von Imke und Uli bekommen mit nach Leesburg zu fahren und einige Tage bei Imkes Schwester zu verbringen.
Aus 2 Tagen wurde eine ganze Woche und was haben wir nicht alles gesehen:
Den riesigen Nationalfriedhof Arlington im Bundesstaat Virginia, der 1864 während des Bürgerkrieges errichtet wurde und in dem jährlich mehr als 5.400 Beerdigungen stattfinden. Das 250 ha große Areal umfasst bereits mehr als 260.000 Beisetzungen – neben Veteranen sind auch berühmten Persönlichkeiten und Nationalhelden wie der 1963 ermordete Präsident J.F. Kennedy oder die verunglückten Challenger-Astronauten, hier begraben. Wir sahen die außergewöhnliche Wachablöse beim "Grab des Unbekannten Soldaten“ durch „The Old Guard“, welche halbstündlich unmittelbar vor dem säulengeschmückten Arlington Memorial Amphitheater stattfindet und spazierten entlang der beeindruckenden Gräberfelder, die uns an die fürchterlichen Kriege erinnerten, die in den letzten 100 Jahren hunderttausende von Opfern gefordert haben…..
Wir waren natürlich auch in der Bundeshauptstadt Washington D.C. und bestaunten das Weiße Haus, den Amtssitz und die Residenz des Präsidenten der Vereinigten Staaten, schlenderten am fast 170 m hohen Washington Monument vorbei, sahen den Sitz des Kongresses, das Kapitol und besuchten den größten Museumskomplex der Welt: die Smithsonian Institution.
18 Museen umfasst diese Us-amerikanische Forschungs- und Bildungseinrichtung und wir besuchen eines davon:
Das National Air und Space Museummit sensationellen Luft und Raumfahrtausstellungsstücken. (Siehe am Ende des Textes einen Auszug der Ausstellungsstücke!)
Am nächsten Tag wanderten wir entlang des Appalachian Trail, dem längsten Fernwanderweg der Welt. Er zieht sich über 14 Staaten von Georgia bis Maine und ist 3440 km lang. Wir trafen auch prompt auf zwei junge Männer, die bereits seit 3 Monaten hier unterwegs waren. Sie trugen jeder einen großen Rucksack, in dem sich u.a. eine Hängematte zum Schlafen befand und beide hatten schon ziemlich stramme Waden, die man sehen konnte, weil sie keine herkömmliche Wanderhosen trugen, sondern ihre Knie von luftigen Röcken umweht wurden…
Ein weiterer Ausflug führte uns zu den Wasserfällen des Potomac, einem wunderschönen Nationalpark, in dem man herrliche Spaziergänge unternehmen kann, ein Picknick veranstalten darf und traumhafte Natur rings um sich hat.
Abgesehen davon, dass wir enorm viel Interessantes gesehen haben, hatten wir auch eine äußerst liebenswerte Gastgeberin, die uns sofort mit offenen Armen aufnahm und uns auch viel Wissenswertes über Land und Leute erzählen konnte. Kulinarisch waren die Tage sowieso nicht zu toppen und nebst Sport, Shoppen und Sightseeing hatten wir auch viel Spaß mit unseren deutschen Freunden hier im „Amiland“. Die Tage mit Meike, Imke und Uli waren einfach unbeschreiblich schön – wir danken euch dafür!
Ausstellungsstücke im Space Museum:
Die Spirit of St. Louis:
..mit der Charles Lindbergh 1927 alleine nonstop den Atlantik von New York nach Paris überquerte
Das Apollo Lunar Model
Die Aerobee 150 Rakete:
Eine 8m lange Höhenforschungsrakete aus dem Jahre 1950
Die Apollo 11 mit der Mondfähre Eagle:
..von wo aus Neil Armstrong am 20. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat!
Die V2:
Die sogenannte Vergeltungswaffe, eine Boden-Bodenrakete, die Hitler-Deutschland nach England schickte..
Die Voyager:
Das erste Flugzeug, das 1986 in 9 Tagen nonstop um die Welt geflogen ist
Die Gemini IV:
Mit der 1965 der Amerikaner White ins All flog und 22 Minuten lang den ersten Weltraumspaziergang unternahm
Der originale Wright Flyer:
Das erste Motorflugzeug, das 1903 von den Gebrüdern Wright hergestellt wurde
Die Mittelstreckenrakete
Pershing II,
Die Breitling Orbiter 3 Gondola, mit der man 1999 den ersten nonstop Ballonflug in 21 Tagen um die Welt machte.
Die Mercury Friendship 7:
In dieser Kapsel flog der amerikanische Pilot Glenn als erster Mensch in die Erdumlaufbahn
Ein Felsenstück vom Mond zum Angreifen
Das Hubble Weltraumteleskop:
Das die Erde in einer Höhe von 575 Kilometern innerhalb von 96 Minuten einmal umkreist
Das erste GPS
Ein Einstein-Planetarium
und vieles, vieles mehr gab es hier zu sehen.
Robert Kennedy, nur ein schlichtes Holzkreuz
18. Juni 2010
Von der historischen Stadt Beaufort in North Carolina aus fahren wir dann weiter durch den ICW bis nach Norfolk, Virginia. Wir sind überrascht und begeistert von der Natur und den vielen Schönheiten, die der „Graben“, wie der ICW auch genannt wird, zu bieten hat.
Kurz vor Norfolk müssen wir noch ein sogenanntes Lock passieren, das den ICW vom Salzwasser des Atlantiks trennt. Diese Schleuse wurde angelegt, um die Tier- und Pflanzenwelt zu schützen.
Bei unserem Eintreffen in Norfolk, wo sich die größte Marinebasis der Welt befindet, erfahren wir, dass genau an diesem Wochenende das Harborfest stattfindet.
Wir liegen im weiträumigen Hafenbereich und können die Parade aus nächster Nähe mitverfolgen. Vom klassischen Segler bis zum modernsten Schlachtschiff der US-Navy konnten wir alles bestaunen. Ein übergroßes Polizeiaufgebot am Wasser, an Land und in der Luft sorgte für den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung.
Beeindruckt hat uns die USS-Wisconsin, das Schlachtschiff liegt jetzt vor dem Marinemuseum in Norfolk.
Rund um den Hafen wurden auch kulinarische Köstlichkeiten angeboten und unzählige Artisten und Musikgruppen sorgten für die Unterhaltung der Zuschauermassen.
Es war ein tolles Event, in einer faszinierenden Stadt, in einem großartigen Land. Über einige befremdliche „Besonderheiten“ der amerikanischen Bevölkerung haben wir uns jedoch sehr gewundert. Über diese unglaublichen Geschichten werden wir in Kürze berichten…..
USS WISCONSIN
3. Juni 2010
Brücken, Regeln und der Golfstrom - Beaufort – North Carolina
Es ist 7 Uhr morgens, als wir unseren Weg in Richtung Norden durch den ICW von Meile 1064,1 aus starten. „Las Olas Boulevard Highway Bridge – this is northbounding sailing vessel Cayenne requesting an opening please…“ lautet mein Funkspruch auf Kanal 9 und wir erhalten zusammen mit der holländischen Ketch KAAT die Genehmigung zum Passieren.
Pünktlich um 7:15 Uhr ertönt ein schrilles Läuten, die Schranken werden geschlossen und über uns öffnet sich die Brücke. Insgesamt passieren wir an diesem Tag 20 Brücken und bei jeder einzelnen muss man sich mit der vorgenannten Prozedur anmelden.
Die Öffnungszeiten obliegen aber nicht der Launen des Wärters, sondern sind in den meisten Fällen streng geregelt.
Richtig aufregend wird es aber am nächsten Tag, als wir von West Palm Beach starten. Die erste Brücke war gleich eine „fixe“ und weist eine Höhe von 64 Fuß bei mittlerer Tide auf. Ich halte den Atem an, meine Augen starren auf die Unterseite der Betonbrücke: „…das geht sich nieeee aus…“, höre ich mich laut meine Gedanken aussprechen. Endlich – wir sind durch!
Christl von der LIV, die hinter uns fährt, zeigt eine Distanz von 40cm (!) mit den Händen….
Bei der zweiten fixen Brücke waren wir schon wesentlich cooler und dann kam eigentlich nur nochmal für die gute Durchblutung der Adrenalinstoß „Hochspannungsleitung“.
Aber mein relaxter Kapitän meinte nur lapidar:“Wenn die fixen Brücken im ICW 65 Fuß hoch sind, dann muss sich das jetzt auch ausgehen…“
Männliche Logik! Wieso sind wir Frauen damit eigentlich nicht ausgestattet worden?
Am 29. Mai starten wir von Fort Pierce, Florida nach Beaufort, North Carolina. Exakt 500 Seemeilen mit einem berauschenden Etmal von 193! Zugegeben der Golfstrom hat mit 3 Knoten mitgeschoben. Leider haben wir den nordwärtsziehenden warmen Strom ungewollt in der 2. Nacht verlassen und mussten das auch ordentlich büsen. Der dritte Tag auf See war extrem schaukelig, wir hatten kaum Wind und mußten die letzten 8 Stunden sogar motoren.
Doch dann wurden wir nach 75 wirklich harten Stunden belohnt mit einer Ankerbucht wie sie im Bilderbuch steht.
Look out Bight – riesig und geschützt mit einer Wassertiefe von 6m – hier liegt Cayenne sicher vor Anker und wir können unbekümmert in einen tiefen, erholsamen Schlaf fallen….
Cayenne segelt im Golfstrom
24. Mai 2010
Miami und die Everglades
Das Warten auf unseren Autopiloten hat auch seine guten Seiten. Wir mieten uns für drei Tage ein Auto und fahren entlang der Riviera Floridas über Hollywood, Miami Beach bis nach Miami und weiter nach Key Biscayne.
Gigantische Hochhäuser stehen direkt am Strand und sechsspurige Highways führen uns bis ins Zentrum. Wir schlendern durch die Innenstadt, genießen Eis in der Lincoln Street und besuchen auch Key Biscayne, das man vom Tennis her kennt.
Tags darauf führt uns unser Weg in die Everglades. Ein 1947 gegründeter Nationalpark, der fast den gesamten Südwesten Floridas ausfüllt und in dem man eine Tier und Pflanzenwelt vorfindet, wie wir sie sonst nur vom Fernsehen her kennen. Unzählige Vogelarten, Schlangen, den vom Aussterben bedrohten Florida-Panther (eine große Raubkatzenart) und unsere Lieblinge die Alligatoren kann man dort in freier Wildbahn sehen. Wir fahren mit dem Airboat durch die Sümpfe und erfahren viel Wissenswertes über Flora und Fauna von unserem kompetenten Tourguide Glen. Wir sehen Alligatoren unmittelbar neben unserem Boot und anschließend im Camp kann man noch ein paar besonders schöne Exemplare aus sicherer Entfernung beobachten.
Ganz „Mutige“ dürfen so ein Überbleibsel aus prähistorischen Zeiten sogar in die Arme nehmen ……
Wer zittert mehr...???
20. Mai 2010
Fort Lauderdale / Florida USA
Erstmals wehen „stars & stripes“ auf unserer Steuerbordsaling!
Wir liegen seit einigen Tagen im Intracoastal Waterway zwischen beeindruckenden Villen, riesigen Hochhäusern und Parkanlagen an einer Boje.
Fort Lauderdale, das auch als Venedig Amerikas bezeichnet wird, verfügt über fast 300 Meilen an Kanälen und Wasserwegen und erinnert somit wirklich an unsere Lagunenstadt in der Adria. Hier in dieser Metropole an der Ostküste Floridas will natürlich auch alles was Rang und Namen hat vertreten sein.
So erfahren wir auf unserem Ausflug mit dem Wassertaxi, das vom Haupthafen Port Everglades durch den New River und auch entlang des Las Olas Boulevards führt, wem die schönen Megayachten und prunkvollen Anwesen gehören. Von Tiger Woods über die Firestone Dynastie bis Eddie Murphey ließe sich diese Liste unendlich fortführen.
Obwohl sich Fort Lauderdale selbst als „Yacht Capital oft the World“ bezeichnet, müssen wir feststellen, dass es hier nicht einfacher ist Ersatzteile zu beschaffen als zB in Trinidad oder Martinique. Unseren Autopiloten müssen wir im Voraus bezahlen, für die Bestellung eines einfachen Wasserfilters müssen wir unsere Kreditkarte und eine Reisepasskopie vorweisen, damit zuerst ein Account angelegt wird – denn bestellt wird erst hinterher und lagernd hat man vieles nicht!
Und ganz nebenbei: eine kompetente, fachkundige Beratung haben wir bis jetzt noch nicht gefunden!
Blick von der St. Andrews Bridge
13. Mai 2010
Keine Angst vor Haien...
In Highborne Cay haben wir noch eine ganz tapfere und liebenswerte Person kennengelernt.
Auf unserer Suche nach frischem Brot wollte uns Susanna behilflich sein und so kamen wir mit der hübschen jungen Dame ins Gespräch. Sie arbeitet auf einer Luxusyacht als Stewardess und hat uns auch gleich von den vielen Haien erzählt, die im Hafen herumschwimmen...und an manchen Tagen schwimmt Susanna nach ihrer morgendlichen Jogginstunde sogar mit ihnen.....!
Susanne schwimmt mit Haien!
10. Mai 2010
Langusten und Rochen – Captain Sparrows Nachbarn
Wir befinden uns im ältesten Land- und Seepark der Welt!
1958 gegründet, beinhaltet die Exumakette 176 Quadratmeilen Felsen, Riffe und kleine Inselchen und liegt eingebettet zwischen Exuma Sound und der Exuma Bank.
Cayenne segelt bereits auf der Westseite, der sogenannten Exuma Bank und das Wasser ist nicht tiefer als 5m!
Obwohl Gebiet des Nationalparks, gehören doch einige Inseln privaten Personen.
So auch Little Halls Pond, das Jonny Depp sein Eigen nennt.
Visasvis liegt das Aquarium. Wir schnorcheln inmitten tausender bunter Fische, die zum Greifen nahe kommen.
Langusten stellen sich in Pose, Rochen kommen, um uns zu begutachten und allen ist bewusst:
Es gilt absolutes Fischverbot, kein Lebewesen, ob tot oder lebendig darf aus diesem intakten Paradies entnommen werden….
Das Aquarium auf den Exumas
3. Mai 2010
Schneckensalat….
Eine lokale Spezialität hier auf den Bahamas sind die Seeschnecken. Ob in den noblen Restaurants, den kleinen Kneipen oder in den primitiven Strandhütten, sie werden überall in den unterschiedlichsten Zubereitungsarten angeboten.
Uns wurde empfohlen sie beim „Fishfriday“ zu probieren.
Das Fest war schon im Gange als wir gegen Sonnenuntergang mit unserem Dingi eintrafen und es roch verführerisch aus allen Ecken.
Als Vorspeise wollten wir den Conchsalat einnehmen und wir waren wirklich beeindruckt, als wir sahen, dass die Schnecken tatsächlich fangfrisch aus dem Meer geholt wurden. Ruck zuck hat sie der schwarze junge Mann ausgenommen, abgehäutet und geputzt. Der „Koch“ hat zwischenzeitlich grünen und roten Paprika, Zwiebel und Tomaten geschnitten und nun zerteilt er auch das Schneckenfleisch in ebenso kleine Stückchen. Auf unseren Wunsch hin gibt er auch noch eine kleine extra-scharfe Paprika dazu und mit viel frischgepresster Limette und Orange wird das ganze abgerundet. Fertig!
Claudia verweigert die Leckerei entschieden, Edi kostet vorsichtig und auch Hannes und ich probieren zuerst zweifelnd und zögernd, doch als die Speise auf unsere Geschmacksnerven trifft sind wir uns einig: Hmhmhm - das schmeckt!!!!
Conch - eine Delikatesse in den Bahamas
30. April 2010
Die Exumas
Seit einigen Tagen liegen wir nun in George Town Harbour, einem der größten Cruising Destinationen in den Bahamas, der in der Regattazeit zwischen 400 und 500 Boote beherbergen kann. Der Ankerplatz ist sehr gut und die zwei Fronten, die bis zu 36 Knoten Wind aus verschiedensten Richtungen mitbrachten, konnten wir hier sehr gut abwettern.
Wir fahren mit dem Dingi zu Stocking Island, wo wir auf der Luvseite einen langen Spaziergang barfuß im feinen Sand machen und danach einigen Segelfreunden bei einem aufregendes Beach-Volleyballspiel zuschauten. Diese waren nach dem Spiel ebenso durstig wie wir und so gönnten wir uns im Chat`n Chill einen Dark & Stormy. Ginger Beer mit dunklem Rum, ein Schuss frischer Limette und viele Eiswürfel…ein herrlicher, wenn auch etwas starker, Drink für den frühen Nachmittag….
Und natürlich lernen wir wieder viele neue Leute kennen und was uns besonders freut: es sind auch zwei liebe Österreicher dabei – Claudia und Edi, die mit ihrem KAT seit August vorigen Jahres unterwegs sind…ach - wie gut es doch tut, endlich wieder mal so reden zu können, wie uns der Schnabel gewachsen ist….
Wunderschöne Spazierwege auf Stocking Island
24. April 2010
118 Meter…
Kaum angekommen und einklariert, was hier übrigens 300 USD kostet, zieht es uns gemeinsam mit Gail und Bob vom wunderschönen Trawler „Osprey“ ins Landesinnere. Mit dem Mietauto fahren wir direkt zum Dean`s Blue Hole. Dort findet nämlich gerade heute ein Wettstreit der 13 weltbesten Freediver statt.
Die Überraschung war groß, als wir auf der vorläufigen Ergebnisliste Herbert Nitsch, einen Österreicher, vorfinden, noch dazu mit der Weltrekordtiefe von 118 Metern!
Es ist schon beeindruckend wie die Handvoll begeisterter Extremsportler ohne Atemgeräte in das welttiefste (199m) Blue Hole abtauchen, um Rekorde zu brechen. Dabei lassen sie sich nicht einmal von einem großen Hai stören, der sich während des Wettkampfes in der dunklen Tiefe aufgehalten hat!!!
Unser Ausflug führte uns quer durch das gesamte Eiland, wo man an allen Ecken und Enden Kirchen der unterschiedlichsten Glaubensrichtungen vorfindet. Sonntags gehört es zum gesellschaftlichen Muss sich in einer der Kirchen einzufinden, um gemeinsam den Gottesdienst zu feiern.
Wirklich begeistern tun uns aber die Vielfalt der Farben, die man hier zwar sehen, aber mit Worten nicht beschreiben kann. Wir haben versucht einige Eindrücke mit der Kamera festzuhalten….
Landausflug auf Long Island!
22. April 2010
Bahamas – wir sind da!
Zugegeben, die ersten Tage wieder auf See waren gewöhnungsbedürftig. Hohe Wellen und viel Wind und unsere Cayenne rollt zwischen Steuerbordbug und Backbordbug heftig hin und her. An Schlaf war erst gar nicht zu denken und ausrasten konnten wir uns nur liegend am Boden im Salon. Aber schon nach der 2. Nacht waren wir wieder eins mit dem Element und ein Rhythmus von 2-3 Stunden Wache und Schlaf hat sich eingestellt. Ich gestehe: Hannes war eine Ecke tougher als ich und ich danke ihm für etliche Stunden Schlaf, die er mir geschenkt hat….
Nach 378 Seemeilen und 65 Stunden bringen wir unsere Cayenne hinter das Southwest Reef auf Caicos Islands und gönnen uns erstmals einen Tag Ruhe bevor es weiter über Mayaguana, West Plana, Acklins Island nach Crooked Island geht. Die gelbe Q-Flagge weht nun schon den 5. Tag am Backbordstag und wir freuen uns schon, wenn wir heute Abend endlich auf Long Island in Clarencetown einklarieren und unsere Füße auf bahamischem Boden vertreten können.
Viel können wir von den Bahamas sonst noch nicht berichten, außer, dass wir noch nie so viele Blautöne gesehen haben wie hier. Die Navigation muss sehr achtsam erfolgen und obwohl wir sehr gute Seekarten besitzen, versuchen wir immer bei Tageslicht einen Ankerplatz anzusteuern. Wir haben größten Respekt vor den unzähligen Riffen, die die Inseln umsäumen. Das Wasser ist meist sehr flach und die Buchten sind voll mit Felsen oder Korallenköpfen, die knapp unter der Oberfläche liegen.
Mit Hilfe von polarisierten Brillen und ein bisschen Übung ist es aber gar nicht so schwer, diese für unsere Cayenne doch äußerst gefährlichen Untiefen zu erkennen – vorausgesetzt die Sonne steht hoch am Firmament und unterstützt diese Augapfelnavigation. So stehe ich vorn am Bug und sehe tiefes Ozeanblau, gefolgt von Türkis und hellem Blau und wenn wir die 10 Meter Linie überqueren folgen die unterschiedlichsten Grüntöne. Braunes und schwarzes Wasser markiert Gefahrenstellen, die auch exakt von unseren Garminkarten angezeigt werden und so ist es eigentlich gar nicht schwer sich in diesem Irrgarten zurechtzufinden.
Cayenne unter Vollzeug Richtung Bahamas
12. April 2010
Inflagranti erwischt….
Heute vor genau 2 Monaten hat mir Hannes in Charlotte Amalie ewige Treue geschworen. Aus diesem Grund wollte ich ihn auch besonders liebevoll wecken, doch als ich in unsere Schlafkabine kam, konnte ich meinen Augen nicht trauen:
Da erwische ich ihn doch tatsächlich, quasi noch in den Flitterwochen, mit meiner Freundin im Bett!!!
Ich wusste ja schon immer, dass er einen Faible für Blondinen hat und zugegeben: sie sieht ja auch entzückend aus mit ihren seiden glänzenden hellen Haaren und den tiefschwarzen Augen, die mich unverschämt anblicken….
Auch mein Gatte zeigt keine Spur von Reue und sieht eigentlich verdammt glücklich aus neben ihr!
Ok, jetzt ist es an der Zeit die beiden zu trennen und deshalb werden wir auch morgen früh in Richtung Bahamas in See stechen!
...im Bett mit meiner Freundin Phooka!!!
5. April 2010 San Juan, Arecibo etc.
Puerto Rico
ist nicht nur ein Land mit einer atemberaubenden Küste, sondern hat auch einige historische Sehenswürdigkeiten im Inneren zu bieten. Wir mieten ein Auto mit Blanca und Robert, die soeben ihre neugekaufte EIRA von den USA in ihre Heimat nach SLO überstellen. Über den Highway fahren wir auf die Nordseite nach Arecibo, wo es das größte Radioteleskop der Erde zu sehen gibt. Wissenschaftler aus der ganzen Welt kommen hier zusammen, um diese einmalige technische Einrichtung nutzen zu können.
Quer durch den Rio Abajo Forest führt uns unser Weg danach ins „Caguana Indian Ceremonial Center“. Zwischen 1200 und 1500 n. Chr. lebten hier die Taino Indianer, ein schön angelegter Park mit Petroglyphen, originalgetreu nachgebauten Behausungen und ein kleines Museum vermitteln uns einen guten Eindruck über die Lebensgewohnheiten der damaligen Zeit.
Am nächsten Tag starten wir schon um 7 Uhr morgens, um die Metropole San Juan im Nordosten zu besuchen. Die historische Altstadt liegt mit ihren beiden berühmten Festungen El Morro und San Cristobal auf einer Halbinsel und wir sind überwältigt von der bis zu 7,5 m dicken und fast 5 km langen durchgehenden Festungsmauer.
Die Geburtsstunde des heutigen Weltkulturerbes leiteten natürlich die Spanier unter Karl dem V. (1519) ein, aber in den folgenden Jahrhunderten wurde auch San Juan immer wieder von Eindringlingen attackiert und zerstört. Heute ist Puerto Rico ein Auslandsterritorium der Vereinigten Staaten von Amerika und Staatsoberhaupt ist somit Barack Obama.
...ist das die richtige Bibel für Ostern???
28. März 2010
Boqueron
In Guanica treffen wir Roger und Amy mit ihrer „Shango“ wieder. Die beiden Amerikaner begleiten uns auf unserer Wanderung durch den hiesigen Trockenwald, aber schon nach kurzer Zeit hat Roger seinen Entschluss offensichtlich bereut. Nach weiteren 3 Marschstunden in erbarmungsloser Mittagshitze, blickt er nur noch auf seine inzwischen wunden Füße, schüttelt den Kopf und murmelt etwas von „crazy wife…“
Auf dem Rückweg kehren wir jedoch in dem luxuriösen Resort „Copamarina“ ein und hier schaffen es ein paar kühle Medallas (lokales Bier) ihn wieder versöhnlich zu stimmen.
Nach zwei Tagen liegen wir vor dem kleinen Touristenörtchen La Parguera. Es ist Wochenende und hinter dem Riff liegen viele Motorboote, Surfer und Kiter rauschen in den Wellen, Musik dröhnt aus jeder Richtung und der Geruch von Gegrilltem liegt in der Luft. Mit dem Dingi fahren wir vorbei an den Wochenendhäuschen, die hierzulande im Wasser stehen und an Land lernen wir gleich die reizende TATA kennen. Auf unsere Frage nach dem örtlichen Bäcker, lädt sie uns in ihr verbeultes altes Auto und bringt uns gleich hin. Dann lässt sie es nicht nehmen und dreht mit uns noch eine Ehrenrunde, zeigt uns ihr Häuschen und den gesamten Ort : …damit ihr gleich mal einen Eindruck habt und nicht verloren geht…sagt sie schmunzelnd, winkt und weg ist sie!
Bei 28 Knoten Wind gegenan zwängen wir uns unter Motor durch die enge Riffausfahrt, das Grosssegel gehisst für alle Fälle und dann rauscht Cayenne unter Vollzeug mit fast 8 Knoten nach Boqueron. Ein traumhafter Sandstrand mit vielen Palmen umsäumt die Ankerbucht und ein wirklich netter Ort liegt gleich daneben. In der Marina können wir an einem Steg anlegen, um Diesel zu bunkern. Wirklich günstig die 0,70 USCent pro Liter, aber das Selfservice ist wörtlich gemeint und so schleppen wir Kanister um Kanister von der Tankstelle über die Straße, quer durch die Marina, um ihn dann mühevoll in unseren Tank schütten zu können….200 Liter – dann lassen wir es gut sein, obwohl noch weitere 150 Liter Platz hätten….
Und wieder erkunden wir die Umgebung per Pedes und nach 2 Stunden erfahren wir, dass wir den falschen Weg nach Cabo Rojo genommen hätten. Wir müssen aber unbedingt dorthin, um einen Adapter für unseren Computer zu besorgen und wieder gibt es da so einen netten Puertoricaner, Fillipe, der uns kurzerhand in sein Auto verfrachtet und uns in die Stadt zum Einkaufszentrum und wieder zurück nach Boqueron fährt ….und das alles für ein „Dankeschön“….!
Wir sind wirklich begeistert von diesem Land und seinen Menschen!!!!
Sonnenaufgang in Boqueron
18. März 2010
Nur wenige Seemeilen südwestlich von Salinas liegt „Isla Caja de Muertos“.
Das Wasser ist so klar, dass wir von Bord aus mit freiem Auge erkennen können, wie sich unser Anker in 5 m Wassertiefe im weißen Sand eingegraben hat.
Wir sind das einzige Boot in der Bucht und an Land können wir nur 3 weiße Gebäude erkennen. Davor gibt es einen sehr guten Anlegesteg. Eine große Hinweistafel besagt, dass wir uns in einem Naturschutzgebiet befinden.
Im Zentrum der Insel steht der „Faro“, er scheint förmlich nach uns zu rufen und so machen wir uns auf den Weg, einen der 14 Leuchttürme von Puerto Rico einen Besuch abzustatten.
Riesige Kakteen säumen unseren Weg und Chicharròn spenden sogar ein bisschen Schatten. Obwohl Vorsicht geboten ist, denn die spitzen, glänzenden Blätter dieser Sträucher sind extrem giftig.
Fasziniert betrachten wir die dunkelbraunen Termitenbauten, welche zwischen den Bäumen schwer wie riesige Trauben hängen. Bis zu 20 Jahre wohnen die Insekten in ihrem Heim, ohne dabei den Baum zu zerstören, denn sie ernähren sich ausschließlich von totem Holz.
Interessant sind auch die Jagueys oder „wild fig trees“. Sie beginnen wie normale Bäume zu wachsen, bis irgendwann aus allen Ästen und Zweigen lange Wurzeln hervorsprießen. Diese wickeln sich dann manchmal auch um den Baum selbst und scheinen ihn beinahe erdrücken zu wollen. Fledermäuse und Vögel fressen die winzigen Früchte und verteilen die Samen für die Fortpflanzung.
Wir passieren noch die Almeida Höhle, die den Dichter Coll y Toste inspirierte eine schöne Legende über den Piraten Almeida zu schreiben.
Der Pfad nach oben beginnt nun felsig und steil zu werden. Nach kurzer Zeit sind wir schweißgebadet, doch wir wissen ja was uns erwartet und so kämpfen wir uns tapfer hinauf.
Der Leuchtturm wurde von den Spanieren gebaut und befindet sich seit 1939 im Besitz der US-Coast Guard. Einsam und verlassen steht er hier seit 1887, umgeben von einer atemberaubenden Aussicht und pünktlich zu Sonnenuntergang beginnt er das für die Seefahrer und Fischer oft überlebenswichtige Licht auszusenden….
Auf unserem Weg zum Leuchtturm...
11. März 2010
Salinas Puerto Rico
Seekühe, Primaten, Lederschildkröten und viele alte Freunde!
Auf dem Weg von Fajardo nach Salinas machen wir Stopp vor der Primateninsel Cayo Santiago. Hier leben über 1000 dieser Herrentiere, doch ist es uns leider nicht erlaubt sie von Land aus zu betrachten. Mit dem Fernglas können wir die Affen aber beobachten, wie sie sich ganz frei und unbeschwert auf ihrer Insel bewegen.
Eine aufgefrischte Brise und wir rauschen mit fast 8 Knoten in Richtung Südwesten. Der über 1 m große Barrakuda wird aus Angst vor Ciguatera gleich wieder seinem Element zurückgegeben und schwimmt leicht irritiert davon. Und dann hätten wir beinahe die zwei riesigen Lederschildkröten überfahren, die wie graue Felsen urplötzlich neben Cayenne auftauchen. Fast 2 m im Durchmesser sind diese vom Aussterben bedrohten Tiere und ihre Köpfe haben mindestens die Größe eines Fußballes – ein atemberaubender und bewegender Anblick!
Als wir in Salinas einlaufen werden wir mit einem lauten Hupkonzert empfangen. Unsere Freunde von Pukuri, Aphrodite und Indian Summer erwarten uns bereits und jetzt gibt es natürlich jeden Tag etwas zu feiern. Bei der Einweihung des neuen Grillers auf Pukuri poltert dann auch ganz ungeschickt ein Manatee gegen den Rumpf, lässt den KAT kurzfristig erzittern und uns erschreckt aufhorchen.
Es gibt in diesem schönen Naturhafen nämlich eine ganze Menge Seekühe und die können bis zu 1,5 Tonnen schwer werden….!!!
Endstation Flaschenpost
Montag, 1. März 2010
Es geht weiter…
Wir haben uns absichtlich etwas Zeit gelassen, damit unser letzter Eintrag auch wirklich Beachtung finden konnte. Hannes wollte wissen, wie eifrig unsere Freunde auf unsere Website schauen….
Wir haben uns riesig über die vielen Glückwünsche via Gästebuch und E-Mail gefreut und gesehen, dass wir bei fast allen unseren Freunden hoch im Kurs stehen!
Nach dieser wunderschönen Feier sind wir in die Hoheitsgewässer von Puerto Rico gesegelt. In Culebra, einer kleinen vorgelagerten Insel, haben wir telefonisch bei der Homelandsecurity (Customs and Border Protection) einklariert und mussten nur noch unser Cruisingpermit für ein Jahr persönlich abholen. Damit haben wir die Erlaubnis ein Jahr lang die US-Gewässer zu befahren.
Culebra, Culebrita und auch Puerto Rico selbst sind sehr lebhafte bunte Inseln. Die Menschen sprechen meist sowohl spanisch als auch englisch, sind sehr hilfsbereit, nett und gastfreundlich. Nachdem wir einige Tage an diversen ruhigen Ankerplätzen verbracht haben, verlegten wir uns nun in die Marina Sunbay in Fajardo. Von hier aus haben wir drei Tage lang mit dem Auto die Insel von Land aus erkundet. Hier findet man den typisch tropischen Regenwald als auch trockene Savannengebiete, vollgestopfte Highways und entlegene Strände, an denen sich nur einige Surfer tummeln.
Inzwischen wundern wir uns nicht mehr über die in den Restaurants angebrachten Anweisungen, die Leguane nicht zu füttern und haben uns auch an die Öffnungszeiten der lokalen Boutiquen gewöhnt.
Öffnungszeiten in Culebra!
Freitag, 12. Februar 2010 - ein ganz besonderer Tag!
Überschreiten der Datumsgrenze
Wir haben heute um 8:30 Uhr die Datumsgrenze überschritten!
Zwar nicht die in Samoa am 180. Längengrad – sondern unsere ganz persönliche.
Sabine hat mir heute in Charlotte Amalie, St. Thomas ihr JA-WORT gegeben und deshalb befinden wir uns nicht mehr in den Vorflitterwochen, sondern in der richtigen Honeymoontime….
Der Gedanke spukte ja schon einige Zeit in unseren Köpfen, aber animiert durch Honeymoonbays, Valentinstag und der Präsenz netter Gesellschaft haben wir uns dann ganz spontan entschlossen hier im Hafen der Ehe anzulegen.
Den Spiesrutenlauf betreffend Übersetzung der Papiere, Vorbereitungen und Organisation möchten wir nicht näher erläutern – last but not least haben wir es dann doch geschafft vor einer amerikanischen Richterin unseren Treueschwur abzulegen.
Die Zeremonie war sehr feierlich und wir bedanken uns bei unseren Freunden aus Holland, den USA, Puerto Rico und Österreich, die viel dazu beigetragen haben, dass dies ein unvergesslich schöner Tag für uns beide geworden ist. http://example.com
....YES - I DO......
6. Februar 2010
8 Wochen bereits und noch immer halten uns die Vielseitigkeit und der Liebreiz der US Virgin Islands in ihrem Bann!
Ob in der Honeymoon Bay, wo uns ein Sinnesgenosse barfuss und live mit seiner Countrymusic zu einigen Painkillers animiert, ob wir 3 Tage in totaler Abgeschiedenheit in einer der unzähligen Naturschutzbuchten liegen oder ob wir auf den Spuren der Sklaven unterwegs sind, die hier zb in der Anaberg Sugarmill vor 200 Jahren gearbeitet haben – wir können einfach nicht genug davon bekommen….
Ich genieße es bei Sonnenaufgang am Vorschiff in absoluter Stille meine täglichen Yogaübungen zu machen, atme dabei den würzigen Duft der Mangroven und beobachte die vielen Fische bei ihrer morgendlichen Jagd. Hierbei erhalte ich dann immer wieder die Inspiration für die Gestaltung unseres Abendessens, mangels Petri Heil gibt es dann aber doch meist etwas wie Kaiserschmarrn oder Spaghetti…
Nachdem wir beide unseren persönlichen Rekord im Bücherlesen aufgestellt haben sind wir dazu übergegangen auch einige Reparaturarbeiten an Bord zu verrichten. Winschen werden zerlegt und geschmiert, der Motorraum auf Vordermann gebracht und Dichtungen gewechselt – nebenbei werde ich dann noch in den Mast gehievt, um die kaputte Deckbeleuchtung abzumontieren.
Es geht uns gut und wir fühlen uns ausgesprochen wohl – kein Wölkchen am Emotionshimmel und doch gibt es da kleine Ungeheuer, die versuchen uns das Leben schwer zu machen. Winzig klein sind diese schwarzen Biester, die sich bei Dämmerung auf uns stürzen, dann kraftvoll zubeißen und dich am nächsten Morgen beim Blick in den Spiegel glauben lassen du hättest die Masern!!!
Wir kämpfen gegen sie mit OFF und anderen scharfen Geschützen – doch leider hilft nur : Fenster zu oder doch Licht aus……
US Virgin Islands
St. Thomas – U.S. Virgin Islands
Wir liegen im geschützten Tiefwasserhafen vor Charlotte Amalie, der Hauptstadt von St. Thomas.
1917 wurde diese Insel zusammen mit St. John und St. Croix von den Vereinigten Staaten für 48 Tonnen Gold von den Dänen erworben und gilt seit 1724 als Freihandelszone.
Kein Wunder, dass die Hauptstadt somit das größte Touristenzentrum der Region ist – manchmal liegen hier bis zu 10 Kreuzfahrtschiffe auf Reede und tausende Passagiere stürmen in das zoll- und steuerfreie Einkaufsparadies.
Trotzdem verfügt die über 300 Jahre alte Stadt über ein faszinierendes Flair. Gemütlich schlendert man durch schattige Innenhöfe oder schmale Passagen, alle umgeben von tropischer Blütenpracht und daneben bieten GUCCI und Konsorten ihre Schätze an.
Wir empfinden die Region als gelungenen Mix zwischen einsamen romantischen Stränden, vegetationsreichen Wanderwegen und prachtvollem Shoppingparadies.
Fahrbarer Untersatz für Kreuzfahrttouristen
U.S. Virgin Islands
St. John – Caneel Bay
Seit einigen Tagen befinden wir uns in den Gewässern der Vereinigten Staaten von Amerika!
Das Einklarieren in die U.S.V.I. gestaltete sich überraschenderweise als absolut unbürokratisch und war innerhalb weniger Minuten erledigt. Einzig unser Visum war von Bedeutung, welches wir wohl wissend bereits in Trinidad besorgt hatten.
St. John, die 54 km2 große Insel besteht zu einem großen Teil aus Nationalparks, was Lawrence Rockefeller zu verdanken ist, der in den 50er Jahren dieses wunderschöne Fleckchen gekauft und zur Hälfte unter eben dieser Bedingung der amerikanischen Regierung geschenkt hat.
Wir liegen in der Caneel Bay direkt neben dem Riff und können von Bord aus riesige Tarpons und Lederschildkröten vorbeischwimmen sehen und zum ersten Mal sehe ich auch einen „fliegenden Adlerrochen“: Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich Zeuge wurde, wie dieser seinen natürlichen Lebensraum verließ und weit über einen Meter hoch in die Luft sprang…..
Und vielleicht liegt es gerade an dieser beeindruckenden Tierwelt und dem weißen Sandstrand mit dem glasklaren Wasser, dass auch Eric Clapton mit seiner „Blue Guitar“ unmittelbar neben uns ankert…..
U.S.-V.I. Caneel Bay - St. John
British Virgin Islands
Das Beste immer zum Schluss
Die Baths
mit ihren enormen Granitblöcken an Land und dem riesigen Aquarium voll mit bunten Fischen direkt am Ankerplatz bilden unter anderem den krönenden Abschluss unseres Besuches auf den BVI`s.
Wir finden einen wunderschönen einsamen Ankerplatz östlich des Cistern Point auf Cooper Island, der sich in der zweiten Nacht jedoch als äußerst ungemütlich erweist. Nach einer turbulenten Legerwallnacht, der wir in den frühen Morgenstunden entfliehen konnten, folgte ein faszinierendes Schauspiel in der Manchioneel Bay. Wir ankern auf 20 Meter tiefblauem, glasklarem Wasser und als wir nach unserem Frühstück einige Brotkrümel über Bord warfen, tauchten sie auf: Drei Pilotfische – sogenannte shark-friends – rauften sich um diese Leckerbissen. Sehr gefräßig, blitzschnell und äußerst aggressiv, so bezogen sie unter Cayenne ihr Quartier. Wann immer ich irgendwelche „Köstlichkeiten“ ins Wasser warf, kamen sie und stritten sich darum…nicht zuletzt deshalb verzichtete ich einige Tage lang auf meine sonst täglichen Sprünge in den größten Swimmingpool der Welt.
Ein kleiner Optimist....British Virgin Islands
12. Jänner 2010
Marina Cay, Buck Island, Virgin Gorda etc….
Mehr als 3 Wochen sind wir nun bereits in den BVI`s unterwegs, die von Columbus wegen ihrer Schönheit und Unberührtheit Ursulinen genannt wurden.
Im Umkreis von 15 Seemeilen um Road Town sind beinahe alle britischen Jungferninseln zu erreichen.
Laut unserem Logbuch haben wir keine 70 Seemeilen zurückgelegt und dabei fast alles gesehen.
Um den Sir Francis Drake Channel reiht sich ein Miniaturinselchen an das andere und hier kann man entweder ganz gemütlich mit ausgerollter Genua „down wind“ segeln oder mit „Vollzeug“ auf den langen Atlantikwellen dahinrauschen.
Hannes hat seine Liebe zum Segeln wieder neu entdeckt und lässt es sich nicht nehmen den Autopiloten auf Urlaub zu schicken und alles von Hand aus zu steuern.
Nachdem unsere Aufenthaltsbewilligung am 19. Jänner abläuft, warten wir noch auf unsere neue Genua und werden dann zu den US-Virgins aufbrechen.
Marina Cay 2010
Hier wird zur Happy Hour Musik gemacht - British Virgin Islands
03. Jänner 2010
Jost van Dyke, BVI`s
Die dreieinhalb Kilometer lange Insel Jost van Dyke ist nach einem holländischen Piraten benannt, der hier sein Unwesen getrieben hat. So ist es auch nicht ungewöhnlich, dass hier beinahe jedes Charterboot eine riesige Piratenflagge am Achterstag führt und die mit Totenkopf bedruckten Insel-T-Shirts scheinen hier ein modisches Must – have zu sein…
Die Anzahl der Bewohner hat sich seit der Zeit der Piraten kaum verändert. Heute leben nur ca. 250 Menschen auf J.v.D. Auch das „Harry`s Place“ in Little Harbour gibt es nun schon seit mehr als 30 Jahren und wird inzwischen von Harrys Tochter Cynthia geführt. Mit Charme und Humor führt sie ihren Betrieb und wir haben an diesem idyllischen Plätzchen unseren Silvesterabend bei einem herrlichen Mahl und in netter Gesellschaft verbracht.
Von den 50 Inseln der BVI´s sind nur knapp 20 bewohnt und die vorgelagerten Korallenriffe bieten einen hervorragenden Schutz, wenn man in den malerischen Buchten vor Anker geht.
Die Vegetation reicht von Mangrovengebüsch bis zu tropischen Regenwäldern und von palmengesäumten Stränden bis hin zu kargen wüstenartigen Sandflecken.
Wir verbrachten die letzten beiden Wochen mit Schnorcheln, Schwimmen und Wandern und obwohl wir schon einiges hier in der Karibik gesehen haben, empfinden wir die British Virgin Islands als landschaftliches Highlight und werden sicher noch ein paar Tage dem Dolcefarniente frönen, das uns hier besonders gut gelingt...
Little Jost van Dyke